Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)

Rezensionen

mit Personallisten des Sowjetischen Elementes im Alliierten Kontrollrat und der SMAD sowie mit Kurzbiographien der wichtigsten Akteure. Obwohl eben diese nützlichen und arbeitsintensiven lexikalischen Teile dazu verleiten, das Werk als SMAD-Handbuch zu verwenden, lohnt es, sich auch mit den analytischen Ab­schnitten der Arbeit auseinander zu setzen. Der Hauptteil der Arbeit ist in sechs Abschnitte unterteilt: die ersten beiden be­handeln kursorisch die sowjetischen Nachkriegsplanungen und die Vorbereitung auf die Besatzungsaufgaben sowie die im Zuge der Besetzung auftretenden Schwierigkeiten. Im dritten Kapitel widmet sich Foitzik der „Organisationsstruktur“; dabei zerlegt er zuerst den formalen Aufbau des sowjetischen Apparates und beschreibt die zen­tralen Einrichtungen in Berlin, die territoriale Gliederung und die Ansammlung von Sonderorganisationen, die so unterschiedliche Einrichtungen wie etwa die kommunistischen Parteigliederungen innerhalb der SMAD, die Internierungslager des NKWD, die Sowjetischen Handelsgesellschaften und die Antifa-Schulen um­fasst. Zusätzlich bietet der Abschnitt Einblick in die Personalpolitik der SMAD und in die Arbeitsbedingungen ihrer Angehörigen, in ihren Alltag, ihr Arbeitsklima und ihre Gehälter. Dabei treten nicht nur interessante Details zu Tage, wie etwa, dass 1945 das Gehaltsniveau des Ministerpräsidenten eines deutschen Bundeslandes unter jenem eines sowjetischen Feldwebels (215) lag, sondern auch wichtige In­formationen z. B. über das Verhältnis von Berufsoffizieren zu den zivilen Speziali­sten in Uniform und dem „insgeheim von allen Gruppen verachteten]“ Geheim­dienst (217). Im folgenden Kapitel wird der sowjetische Apparat in das Beziehungsgeflecht seiner externen und internen Führungsstruktur eingeordnet. Foitzik untersucht hier die Kommunikation und Wechselwirkung zwischen der SMAD und ihren Vorge­setzten Moskauer Behörden, dem Staatlichen Verteidigungskomitee, der KP- Führung, dem Ministerrat und anderen Instanzen. Hier zeigt sich, dass die Einflüs­se der Fachministerien größer und vielfältiger waren, als die bislang vorherrschen­de Sichtweise vermuten ließ. In diesem Zusammenhang findet auch Foitziks Aus­einandersetzung mit der Tjulpanov-These statt, und folgerichtig wendet er sich gegen die Überbewertung des Besatzungsoffiziers (269). Der fünfte Abschnitt über die „Wirkungsmechanismen“ beschäftigt sich ausführ­lich mit der Befehlsorganisation innerhalb der sowjetischen Apparates. Ausgehend von der Feststellung einer überwiegend mündlichen Befehlsausgabe (301), unter­sucht der Autor die verschiedenen Befehlsformen und bekräftigt durch den Hin­weis auf den unbekümmterten sowjetischen Umgang mit administrativen Formfra­gen (313) und die durch Geheimbefehle intern entstandenen Missverständnisse (309) erneut die These der oft nur mangelhaft funktionierenden sowjetischen Kommunikation. Auch das Fehlen allgemeiner Zensurrichtlinien, das bereits seit der Besatzungszeit vermutet wurde, wird hier neuerlich unterstrichen. 444 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48/2000 - Rezensionen

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