Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)

AGSTNER, Rudolf: Österreichische Konsulate in der Schweiz

britannien, Belgien, Niederlande und etliche Südamerikanische Republiken [...]. Basel ist tatsächlich einer der größten Eisenbahnknotenpunkte in Europa [...]. Für den Export und Import der ganzen Schweiz ist Basel die bedeutendste Einbruchs- und Ausgangs­station. Das Meiste von dem, was es in der Schweiz nicht gibt und dessen man noch bedarf, kommt leider fast alles die Rheinstraße hinauf über Basel in die Schweiz und fast nichts über den Arlberg [...] bemerkenswert, daß Basel die meisten Millionäre, und zwar mehr als 100 Millionäre hat [...]. Die Zahl der in Basel und Umgebung dauernd ansässigen Österreicher ist gegenwär­tig eine äußerst geringe. Einen in Basel ansässigen Ungarn soll es überhaupt nicht ge­ben [...]. Übrigens ist die österr.-ungar. Kolonie in Basel die einzige Kolonie in der Schweiz, wo sich noch ein österr.-ungar. Hilfsverein erhalten hat [...] (dieser) ist aber ein schwach flackerndes Licht, das jeder Luftzug jeden Moment verlöschen kann [...] ist bei seinen geringen Mitteln den ihm gestellten Aufträgen durchaus nicht gewachsen. Die große Masse der Rückwanderer, welche über Basel zurückkehren, besteht aber fast ausnahmslos aus Ungarn und Kroaten, so daß die an sich schon unzulänglichen Mittel der Österreicher in Basel zur Unterstützung für eine sehr große Zahl von ungarischen Rückwanderern ausreichen soll, was natürlich ein Ding der Unmöglichkeit ist [...] Anlässe zur Errichtung eines österr.-ungar. Konsulates in Basel hätte ja schon das Jahr 1870/71 geboten, um so mehr, als in den angrenzenden Elsaß-Lothringischen Ge­bieten so keine Konsulate errichtet werden konnten. Fernere Anlässe [...] wären gewe­sen die verschiedenen früheren Perioden auffallend großer Auswanderungen und Rückwanderungen über Basel [...]. Im Jahre 1908 ist in Basel ein Durchzug von 63 000 Ungarn und Österreichern (Auswanderer und Rückwanderer zusammengenommen) festgestellt [...] haben niemanden, der die Stellung hätte, ihnen Schutz zu verschaffen. Sie sind den gegen mittellose Fremden wenig duldsamen Behörden und dem Bahnper­sonal ausgeliefert [...].75 Als geeigneten Beamten, der einem Honorarkonsul in Basel beigegeben werden könnte, empfahl Lippert den Kanzleisekretär des Honorarkonsulates St. Gallen, Vincenz Gottwald, der ohnehin den Wunsch hatte von St. Gallen nach Basel weg­zukommen. Ähnlich positiv zur Errichtung eines Konsulates in Basel äußerte sich auch Ge­sandter Heidler in Bern, der für ein Berufskonsulat eintrat, aber realistischerweise auch ein Honorarkonsulat akzeptierte. 1911, als das Ministerium des Äußern den Entschluss zur Errichtung eines effektiven k. u. k. Vizekonsulats in Basel fasste, unterhielten Argentinien, Chile, Deutsches Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Norwegen, Portugal, Uruguay und die USA Konsulate in Basel, wobei die durch Auswanderung bedingten Konsulate südamerikanischer Staaten auffallen. Am 2. Januar 1912 wurde durch Ah. Entschließung ein k. u. k. Vizekonsulat in Basel errichtet und Konsul Dr. Ludwig Jeszenszky von Kis-Jeszen und zu Folkus- falva „zur Leitung und Organisierung des zu errichtenden Vizekonsulats in Basel“ berufen. Dieser traf am 19. Februar 1912 in Basel ein, installierte sich im „Schweizerhof‘ und machte sich sofort auf die Suche nach geeigneten Lokalitäten für das neue Amt. Bei dieser Umschau [...] mußte ich vorerst die sehr unliebsame Wahrnehmung ma­chen, daß die hiesigen Hauseigentümer ihre Mietobjekte an Konsularämter nur höchst Österreichische Konsulate in der Schweiz - Teil I 75 ÖStA, HHStA, AR, F 8, K 77, GK Zürich 66 Reservat vom 7. Mai 1909. 37

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