Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)

Rezensionen

Italien in der Habsburgermonarchie betrafen. „In extenso bedeutete das Brucksche Mitteleuropa eine Absage an den Germanismus der Paulskirchengeneration und deren großdeutsch-nationales Programm.“ (Drobesch, 1997, 25) Verworfen wurden aber die Pläne von Bruck durch Deutschland und seine Hinwendung zum Freihan­del. Damit war die Trennung zwischen dem Deutschen Reich und Österreich besie­gelt: erstens eine Konsolidierung Deutschland und zweitens eine politische Bewäl­tigung des Vielvölkerstaates Österreich-Ungarn. Die Wahrnehmung einer besonde­ren Ordnung war seit 1863 eine Aktivierung der Kulturvereine in Tschechien und Ungarn, die Gründung von Akademien und die relativ frühe Gründung von den einzelnen besonderen politischen Klarheiten. Unter den Deutschen Ungarns sind ausschließlich territoriale Ansprüche bekannt geworden, die in wissenschaftlichen Gesellschaften offen gelegt wurden. Ein besonderer Aufschwung nationaler Ent­wicklungen waren die Gründungen von Universitäten, Akademie wie Agram, Bel­grad, Bukarest, Krakau, Prag, Sofia und Budapest, weil damit ein Beweis zur För­derung gemacht werden sollte. György Litván (1997) beschreibt in einem ausgezeichneten Artikel die Entwick­lung in Ungarn. Das Soziale Denken in Ungarn war in dieser Hinsicht praktisch gespalten. Somit war es der Soziologie hier beschieden, mehr zu sein als bloß eine neue Wissenschaft - sie wurde zum Schlachtruf im Kampf gegen den Anachronismus der gesellschaftlichen Zu­stände und des sozialen Denkens. (Litván 1997, 64) Die Folge war eine vernichtende Kritik an Ungarn, insbesondere an der Rück­ständigkeit, Provinzialismus und die kollektive Wirkung auf die Intellektuellen war ein neues Lebensgefühl, ein Individualismus. Die Soziologen hatten schwere Fra­gen der Gesellschaftslehre zu beantworten, wie neue Wellen der Gewalt, rechtsex­treme Umwälzungen und demokratische Einrichtungen. Konstantinovic (1997) beschäftigt sich mit der Innovation auf dem literaturwissenschaftlichen Gebiet: der mitteleuropäischen Literatur von Danilo Kis, Milan Kudera, Vaclav Havel, Pavel Kohout, Bohumil Hrabal und Ivan Klima. Keinerlei wirkliche Infragestellung zur Gemeinsamkeit der Topoi: Die mitteleu­ropäische Landschaft und die Donau, das Stadtleben, die Figuren der vergangenen 50 Jahren sind Inhalt der Romane. Denn Mitteleuropa in seiner Geistigkeit und Kultur ist wie ein System in seiner Diachronie und Synchronie erfassbar am ehesten durch Figurationen durch Bewe­gungszusammenhänge, die nicht ausschließlich von der Klärung kausaler Abläufe ab­hängig gemacht werden müssen, sondern auch auf der Einsicht in die Relativität sowohl der eigenen als auch der Positionen der anderen deutsprachigen Staaten, weil aus­schließlich die Deutschsprachigkeit in der besonderen Wahrnehmung ausschlaggebend ist. Nyiri (1997) hat die Postmodeme und Mitteleuropa in den Mittelpunkt seiner Ausführungen gestellt und bezieht sich auf die Sprachphilosophie von Wittgenstein und seine Eigenwelten. 436 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48/2000 - Rezensionen

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