Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)
Rezensionen
stießen die Fotos auf Abwehr. Zu ungustiös waren die Betrachter gezwungen, sich mit der Kollektivschuld auseinander zu setzen. Die zweite Verwendung waren die Fotos in den Kriegsverbrecherprozessen, die als Beute aus alliierten Feldzügen gezogen werden konnten z. B. der Stroop-Bericht zu Warschau, der in zahlreichen Fotos das leere Ghetto darstellt. Wirklich neu und in die Berichterstattung integriert ist der Bericht zum Nürnberger Prozess, der die Angeklagten auf der Bank zweireihig zeigt „kein Beweisstück der Anklage, sondern Dokument und Symbol des Prozesses selbst.“ (Brink, 1999, 118) Die Fotokultur machte einen Endstrich zu den Vemichtungsbildem der Konzentrationslagern, die Berichterstattung zum Nürnberger Prozess, hatte Prozess- und Personenbilder im Zentrum, die das gesamte Geschehen unterstrichen. Als Vertreter der Öffentlichkeit waren zahlreiche deutsche und ausländische Journalisten im Gerichtssaal, anwesend. Sie schilderten in Zeitungen, Illustrierten und Büchern, in Wochenschauen und Radiosendungen einem großen Leser- und Hörerkreis, was sie gesehen hatten. (Brink, 1999, 117) Die Angeklagten wurden fixiert, in Sprache und Bewegung, das Medienereignis ist nach dem Zweiten Weltkrieg einmalig. Die wichtigste spätere Fotopublikation ist „der gelbe Stern“ von G. Schoenber- ner, Hamburg, ein Fotoband. Die Erzählstrategie des Fotobandes, setzt, wie exemplarisch am letzteren Kapitel gezeigt, auf die rhetorische nicht weniger als auf die dokumentarische Kraft der Fotografie, als effektvoller, pointierter Einstieg, [...] (Brink, 1999, 164) Bilder der führenden Nationalsozialistischen, der Opfer und Verstümmelten und Bilder der Massenerschiessungen geben ein eindrucksvolles Holocaust in den 60er Jahren, in dem Bereich der politischen Bildung angewandt. Sabine Stadler, Wien Plaschka, Richard - Haselsteiner, Horst - Drabek, Anna (Hrsg.): Mitteleuropa - Idee, Wissenschaft und Kultur im 19. und 20. Jahrhundert. Beiträge aus österreichischer und ungarischer Sicht. Wien, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften 1997. (Zentral Studien 4), IX., 191 S. Der umfangreiche Sammelband ist ein geschlossener Überblick zu dem Themenschwerpunkt Mitteleuropa, der von wichtigen zeitgenössischen Historikern zusammengestellt wurde. György Gyarmati/Zoltan Szász rekonstruieren die Restrukturierung Osteuropas seit dem Zweiten Weltkrieg in Ungarn und in Bulgarien unter Dimitrow. Keine der wissenschaftlichen Vorstellungen kann wirklich in die Realität umgesetzt werden, hingegen sind die historischen Beiträge stark an der Deskription und nicht an der Realisierung interessiert. Drobesch (1997) zeigt zahlreiche Mitteleuropa-Ideen und Pläne seit der Revolution 1848 auf, die Ungarn und 435 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48/2000 - Rezensionen