Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)

Rezensionen

nem exzellenten Essay die erschreckende Modernität der Antimodeme der Jahr­hundertwende. Die starke Präsenz der Frauen war in großen Ausmaß beunruhigend und trieb die Männer in die Kampfstellung. Geschlechtliche Abweichung ist Inhalt des Artikels von Brigitte Bruns (1997), so gab es Debatten zur Androgynität d. h. Mann und Frau haben gleich zu sein, die von der Darstellung des Weibes abgelöst werden. Die gesellschaftliche Unordnung der Geschlechter findet nicht statt. Hingegen versuchte Karl Kraus (1913) in starker Ablehnung der einzelnen Kunstschaffenden eine starke Poesie zur Lust. Karl Kraus perzipierte die zahlreichen Künstlerinnen nicht, seine Theorien wurden nur in der Fackel gelesen. Sabine Stadler, Wien Brink, Cornelia: Ikonen der Vernichtung. Öffentlicher Gebrauch von Fotografien aus nationalsozialistischen Konzentrationslagern nach 1945. Berlin, Akademischer Verlag 1998. 266 S., Illustrationen. Der öffentliche Gebrauch von Fotografien lässt sich rekonstruieren und Cornelia Brink hat es sich zum Ziel gesetzt, die Abbildungen aus den deutschen Konzentra­tionslagern in der aktuellen Geschichtsschreibung zu durchleuchten und zu erklä­ren. Deutschland mit Fotografien von Leichen überschwemmt, bedeutet auch die fotografische Aufarbeitung. Die wichtigsten Informationen aus „Dachau- Konzentrationslager“ sind Fotos der Krematorien, die Güterwägen mit Leichen zeigen. „In hartem Kontrast stehen die identifizierbaren Körper und das Durchein­ander gesichtsloser, aufgeschichteter Körperteile nebeneinander.“ (Brink, 1998, 49) In jeder Hinsicht sind daher zahlreiche Verwechslungen möglich, aber der Zweck der Fotos ist der Ersteindruck der Soldaten: nicht zur Identifizierung, aber zur Klä­rung der Massenvemichtung sind diese Fotos gemacht und zeigen daher Gebeine von Menschen, gebrochen und auf wenige Kilogramm herabgemagert. Erstaunlich die Laune der Soldaten: einfach und auf schwere Desinfektion, wie im Schlacht­haus vorbereitet, werden Krüppeln, Leichen und Leichenhaufen sowie der Ab­transport dargestellt. Deutsche Wachen müssen unter Anordnung der amerikani­schen Soldaten Transportarbeiten leisten, und tun dies im Hinblick auf Hafter­leichterungen sehr gerne. Die Fotographien, die durch den Filter militärischer Zensur und publizistischer Bear­beitung gegangen waren und im Frühjahr und Sommer 1945 in den Heeresgruppenzei­tungen veröffentlicht wurden, erzählten eine „Geschichte“ der Befreiung, einen spezifi­schen Ausschnitt des Geschehens von einem spezifischen Standpunkt aus den man so zusammenfassen kann. Die alliierten Befreier präsentierten lebende oder tote Insassen der Konzentrationslager, Opfer von Verbrechen, für die sich die Schuldigen, die impli­zit ebenfalls vorgeführt wurden, zu verantworten haben. (Brink, 1999, 57) Die Wirkung wurde nicht verfehlt, denn die Linse der Fotoapparate und die Fotos garantierten eine deutliche Klarheit und unmittelbare Repräsentation, gleichzeitig 434 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48/2000 - Rezensionen

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