Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48. (2000)

RAUSCHER, Peter – STAUDINGER, Barbara: Der Staat in der frühen Neuzeit. Überlegungen und Fragen zu aktuellen Neuerscheinungen der deutschen Geschichtswissenschaften

stungen des Dechiffrierdienstes. Im Anschluss daran werden auch die konspirati­ven Strukturen der anderen Seite, vorrangig des zaristischen Russland, behandelt. Im vierten Teil des Buches wird die so genannte „Innere Front“ dargestellt, ins­besondere das südslawische, tschechische und ukrainische Problem. Die Rolle des Nachrichtendienstes, des defensiven Kundschaftdienstes, als stabilisierender Faktor der Monarchie ist dabei besonders unterstrichen. Die Bearbeitung geht dabei - gestützt auf Akten, Schriftennachlässe, Memoirenwerke und wissenschaftliche Literatur - stark auf die Geschichte der Innen- und Aussenpolitik der Monarchie über. Der schon mehrfach verfilmte Fall des russischen Spions Oberst Redl wird auf Grund wiederaufgefundener Dokumente ebenfalls neu und authentisch inter­pretiert. Die Darstellung der geheimdienstlichen Hintergründe der Ermordung des Thronfolgerehepaars wiederum lässt keine Zweifel darüber offen, dass die Spur nach Belgrad führt [...] Der Grazer Verlag verdient sich abschließend Anerken­nung dafür, den ausführlichen Anmerkungsapparat vollständig abgedruckt zu ha­ben. Dem Leser bietet das vorliegende Buch nicht nur einen bemerkenswerten Ein­blick in die versunkene Welt der Donaumonarchie. Die fundierte Darstellung längst vergangener nachrichtendienstlicher Hintergründe bietet auch die Möglichkeit, manch analoges gegenwärtiges Geschehen als simple Akte von Desinformation und psychologischer Kriegsführung zu erkennen. Gerhard Artl, Wien Gatty, Werner-Schmid, Gerhard - Steiner, Maria - Wiesinger, Doris (Hrsg.): Die Ära Kreisky. Österreich im Wandel 1970 bis 1983, Innsbruck-Wien, Studien-Verlag 1997, 180 S. Eine interessante und vielseitige Reihe von Beiträgen, welche als Referate einer Veranstaltung im Bruno Kreisky Forum für Internationalen Dialog, Kreiskys ehe­maligem Wohnhaus, vom 2. bis 5. Mai 1995 unter dem Titel „50 Jahre 2. Republik, Die Ära Kreisky, 1970-1983“ entstanden. Das Seminar fand als Weiterbildungs­veranstaltung für Lehrer des berufsbildenden Schulwesens statt und wurde von den Pädagogen Gerhard Schmid und Werner Gatty geleitet. Das Spektrum der Beiträge reicht von privaten, kulturellen und journalistischen Bezügen bis zu den Schwerpunkten von Kreiskys politischem Leben und es wird - sehr gelungen - versucht die Vielschichtigkeit dieser großen Persönlichkeit darzu­stellen. Die Liste der Referenten aus verschiedensten Bereichen belegt dies ein­drucksvoll. So kamen Journalisten wie der Israeli Uri Avneri, „Le Monde“-Korrespondent Manuel Lucbert, der ehemalige Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“ Jochen Steinmayr und Kurt Vorhofer von der „Kleinen Zeitung“ ebenso zu Wort wie die 426 Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 48/2000 - Rezensionen

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