Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.
Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. fesseln gewußt. Im Jahr 1600 schreibt der Nuntius aus Prag an den Papst, daß sie jetzt schon acht Jahre lang ununterbrochen bei ihm sei, wo er doch sonst andere Frauen kaum ein Monat lang bei sich behalte.™ Das Verhältnis dauerte noch weitere drei Jahre: im Jahr 1603 erblickt Don Carolus Faustus, der jüngere Sohn von Anna Maria und Rudolf II. das Licht der Welt, der ältere Sohn Matthias war 1594 geboren worden.237 238 * Der Venezianische Gesandte Soranzo hält auch Donna Carolina für eine Tochter der Anna Maria215 und der französische Agent Guillaume Ancel sagt ihr gar drei Töchter und drei Söhne nach.240 Ein höheres Alter erreichten nur die beiden Söhne - bei der hohen Säuglingssterblichkeit nicht weiter ungewöhnlich. Auf alle Fälle war sie sehr fruchtbar - ihrem zweiten Gatten wird sie im Lauf der Ehe noch zwölf Kinder schenken.24' Im Jahr 1603 hat der Kaiser dann wohl endlich genug von ihr, denn er verheiratet sie mit seinem langjährigen Kammerdiener Christoph Ranft. Dieser ist um 18 Jahre älter als sie, Witwer und Vater mehrerer Kinder-ihm ist das folgende Kapitel gewidmet. Zu ihrem Vater, sicherlich kein einfacher Mensch, dürfte sie ein sehr gutes Verhältnis gehabt haben - er vermacht ihr 1605, ein Jahr vor seinem Tode, die bedeutende Summe von 1 000 Talern während er seinen unehelichen Sohn mit gerade 30 Gulden abspeist.242 243 Das Geld kann sie im nächsten Jahr sicher gut gebrauchen, denn 1606 hat der Kammerdiener Lang ihren Gatten beim Kaiser so angeschwärzt, daß er samt seinem Weib und sechs kleinen unerzogenen Kindern den Dienst quittieren mußte.™ Zwei Jahre danach fallt Lang in Ungnade und die Ranfts können wieder ihr Haus im Prager Schloß beziehen. Die nächste Nachricht von Anna Maria stammt aus dem Jahre 1611: sie schenkt einem Kind das Leben.244 Die Geburten der anderen elf Kinder, die die beiden miteinander hatten245, sind nicht belegt. 1614 schreibt Anna Maria ihren kaiserlichen Söhnen Don Matthias und Don Karl aus Prag, daß sie große Not leide - daraufhin versprechen die beiden Söhne, ihr jährlich 120 Gulden zu bezahlen. Der Ältere vermacht ihr 1617 für den Fall seines Ablebens - er steht vor einer großen Reise - 5 000 Gulden. 1621 denkt er wieder an sie und verspricht seiner Mutter Anna Maria, einer eingeborene Stradin zu Roß- perk, Bürgerin zu Rom [...] samt vielen kleinen unerzogenen Kindern jährlich 300 237 Turba: Habsburger, S. 337. 238 Khevenhüller: Conterfet Kupfferstich. Bd 1, S. 30. 2,5 Turba : Habsburger, S. 337. 240 Gindely : Rudolf II., Bd. 1, S. 30. 241 HHStA, RHR, Privilegia Varii Generis, Fz. 1, Konv. 10, fol. 80-87. 242 HHStA, OMaA, Karton 624, fol. 54 f. 243 HHStA, Lang-Akten, Karton 7, Konv. F, fol. 12r. 244 HKA, HZAB 62, fol. 279v. 245 HHStA, RHR, Privilegia Varii Generis, Fz 1, Konv. 10, fol. 71 f. 37