Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

Christian Sapper Gulden.246 Ranft bittet nach dem Tod des Sohnes um die Einlösung dieser Verspre­chen aus der Erbmasse des Don Matthias. Er stellt diese Bitte samt seiner Frau, die nit wenig Mühe mit mehr höchstgedachten Fürsten und seiner Jugend gehabt und ihme unter ihrem mütterlichen Herzen getragen,247 Am 5. Mai 1629 ist sie in Prag nach 30 Wochen Krankheit gestorben. Sie war damals 50 Jahre und 3 Monate alt und seit 25 Jahren mit Ranft verheiratet. Zwei Tage später wird sie in Viecherwald, der Grabstätte der Ranfts, neben den sechs gemeinsamen Kindern, die ihr vorausgegangen waren, begraben.248 4. 1.4. Christoph Ranft. 1561-1642 Ranft der Altere von Wiesenthal, des ganzen hochlöblichen Hauses zu Österreich Hofdiener, Ihrer kaiserlichen Majestät und Österreichs Staatsminister, Ihrer kaiserlichen Majestät ältester Kammerdiener und oberster Guardarobier Christoph Ranft wurde 1561 geboren.249 Sein gleichnamiger Vater wird im Juli 1576 aktenkundig: damals bringen die böhmischen Kammerfußboten Christoph Ranft und Paul Preyer dem Kaiser frisches Obst nach Prag und erhalten dafür ein jeder zwei Taler.250 Der Sohn Christoph tritt nach eigenen Angaben schon 1574, also mit 13 Jahren, in den Hofdienst bei Rudolf II. ein.251 An anderer Stelle sagt er, „Kaiser Rudolf II. hat mich von Jugend auf erzogen“.252 * In welcher Stellung Christoph Ranft bei Ru­dolf II. gewesen ist, ist nicht klar. Zehn Jahre später, 1584, ist sein offizieller Dienstbeginn: als kaiserlicher Lakai hat er die hohe Besoldung von 8 Gulden mo­natlich - wozu noch der Anspruch auf Kleidergeld und Neujahrsverehrung kommt.255 Er scheint in der Gunst Rudolfs zu steigen. 1589 zu Mariae Himmelfahrt erhält er ein kaiserliches Gnadengeld von 35 Gulden, anscheinend zum Ankauf von Waffen bestimmt, denn er spricht davon, daß Ihre Mayestät mich aus kaiserlichen Gnaden wehrhaft gemacht habe.254 Am 12. Mai 1590 wird er befördert: er wird kaiserlicher Stiefelwischer mit monatlichen 10 Gulden und zusätzlichem Kleider­geld. Die Neujahrs Verehrung, die nur den Lakaien zusteht, erhält er weiterhin, weil er auch als Lakai dienen muß255 — anscheinend wollte der Kaiser nicht auf seine Bedienung verzichten. Der Titel „Stiefelwischer“ gemahnt uns Heutige etwas an 246 HKA, Konv. Don Matthias, fol. 58, 70, 72 und fol. 180 f. 247 HKA, HF, r. Nr. 185, fol. 54rund 66v = Akt zu 1622 Jan 18. 248 HHStA, RHR, Privilegia Varii Generis 1/10, fol. 80-87. 249 Ebenda. 250 HKA, HZAB 30, fol. 620 und 624. 251 HKA, Konv. Don Matthias, fol. 71. 252 AVA, Reichsadelsakt Ranft, 10. August 1610. 251 HKA, HZAB 35, fol. 323. 254 HKA, HZAB 40, fol. 626. 255 HKA, HZAB 41, fol. 389 und HZAB 43, fol. 437. 38

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