Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. Im Jahre 1662, am 12. Jänner, ist Donna Carolina zu Mecheln gestorben.166 Die Güter in Podenstatt und Liebenthal in Mähren, die in ihrem Besitz gewesen waren, wurden zu Händen des königlichen Fiskus eingezogen.'67 Der Sohn Nicolaus Eugenius sich nennender Fürst Cantecroy stellte Anspruch auf die Güter der ver­storbenen Donna Carolina, konnte sich aber - wie seitens der Hofkammer gleich vermutet - nicht ausreichend legitimieren.168 Auch eine Frau Lucretia Desmarez, geborene von Schönfeld, stellte vergeblich Ansprüche an die Verlassenschaft.'69 Die Ansprüche von Nicolaus Eugen wurden von den Käufern Franz Freiherr de Lisola und Johann von Walderode - zur Vermeidung langwieriger Prozesse - um 1 600 Gulden abgelöst.'70 Nicolaus hat, wie er schreibt, nicht die Zeit und die Mit­tel, um zur Wahrung seiner Ansprüche nach Mähren zu reisen; außerdem hat er eine Rais nacher Hispanien zu Don Giovanni di Austria dernechtens vorzuneh­men'1' und deshalb verzichtet er auf die wertvollen Güter um den relativ geringen Betrag von 1600 Gulden. Vermutlich hat er auch eingesehen, daß seine Ansprüche auch auf recht schwachen Beinen standen. Bei dem angesprochenen Don Giovanni d’Austria handelt es sich um einen unehelichen Sohn von König Philipp IV. von Spanien. Dieser lebte von 1629 bis 1679, wurde Großprior von Kastilien und 1669 Statthalter von Aragon. Er machte - so wie alle Spanischen Bastarde - eine sehr viel bedeutendere Karriere als die Nachkommen von Kaiser Rudolf II. 4. Don Matthias. 1594-1626 Don Matthias von Österreich, von Gottes Gnaden des Hl. Röm. Reichs Markgraf, Röm. Ks. Mjt. Kämmerer und bestellter Obrister, auch Kgl. Mjt. in Spanien Rat und Obrister über 4000 Mann zu Fuß und Spanischer Grande Matthias wurde anfangs 1594, jedenfalls vor dem Monat April, in Prag gebo­ren.'72 Ob der später so verhaßte Bruder von Kaiser Rudolf für die Namengebung verantwortlich war, ist nicht bekannt. Seine Mutter Anna Maria war eine uneheli­che Tochter des Ottavio da Strada.173 Über sie und ihre familiären Beziehungen gibt es so viel Material, daß ihr hier ein eigenes Kapitel - familiäre Bande - gewidmet ist. 166 Gebhard: Genealogische Geschichte, Bd. 2, S. 474. 167 HKA, HF, r. Nr. 378, 1662 Jun 23. m HKA, HF, r. Nr. 377, 1662 Mai 11. 169 HKA, HF, r. Nr. 378, 1662 Aug 28. 170 HKA, HF, r. Nr. 381, 1663 Apr 16. 1,1 HKA, HF, r. Nr. 380, 1663 Jan 22, fol. 18. 172 HKA, RA 100 B, fol. 200 und HHStA, Staatenabt., HofKorr., Karton 3, Mappe 18, fol. 32. 173 HHStA, RHR, Privilegia Varii Generis, Fz 1, Konv. 10, fol. 80-87. 29

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