Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

MAZANEC, Markus – VENUS, Theodor – WIRTH, Maria: Digitale Archivierung von Kabinettsakten des Österreichischen Staatsarchivs. Ein Zwischenbericht über ein gemeinsames Pilotprojekt mit der „Stiftung Bruno Kreisky-Archiv“

entschloß sich der Minister selbst, mit Serbien in primäre Verhandlungen zu treten. Im Hintergrund stand dabei jeweils der innere Zwang, schon wegen der südslawi­schen Bevölkerungsteile der Monarchie, zumindest mit einem der südslawischen Länder freundschaftlichere Kontakte aufzubauen, die letztendlich von schwerwie­genden Forderungen seitens der Serben, geradezu wie auf Schienen ins „out“ ver­liefen. Ähnlich wie in diesen Monaten und Wochen, war auch damals die Frage nach einem Adriahafen für die Serben vordringlich, gefolgt von den Annäherungs­versuchen seitens der Monarchie an Bulgarien, zwei Szenarien, die sich im diplo­matischen Bereich vor dem militärischen Ablauf des Balkankrieges abspielten und sich bis zur sogenannten „Kavalla-Frage“ zogen. An das Ende der Arbeit stellt Kos eine Schlußbetrachtung, die er mit folgendem Satz beginnt: Am Ende dieser Phase der Balkankriege war Berchtold zu dem Resultat gekom­men, daß es besser sei, Serbien durch Drohungen zur Räumung bestimmter Gebiete zu veranlassen und damit den Konflikt eskalieren zu lassen, wenn auf diese Weise die serbische Frage gelöst werden könnte, statt durch Kompromißbereitschaft einen Ausgleich zu suchen. Welch beklemmende Worte, die bis in die Gegenwart ihre Gültigkeit nicht verlo­ren haben ... Kos’ Arbeit wird durch ein reichhaltiges Literaturverzeichnis, das weitere Ein­stiegsmöglichkeiten zur sicherlich recht schwierigen Problematik dieses Ge­schichtsabschnittes bietet. Die Arbeit sollte nicht nur zur Wissenerweiterung der Fachhistoriker beitragen, sondern jedem österreichischen Politiker wärmstens zur Lektüre empfohlen wer­den. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47/1999 - Rezensionen Peter Jung, Wien Allmeyer-Beck, Johann Christoph: Der stumme Reiter, Erzherzog Al­brecht, der Feldherr „Gesamtösterreichs“. Graz-Wien-Köln: Styria Verlag 1997. 384 S., zahlreiche, teils farbige Illustrationen, Stammtafeln Im Mai 1999 wurde der „Stumme Reiter“ auf der Albrechtsrampe, der von dort, neben der Albertina, eher isoliert wirkend, auf den Verkehr hinter der Oper und beim Hotel Sacher herabblickt, 100 Jahre alt. Nur einmal, vor knapp 10 Jahren, war er wieder „groß im Bild“, als neben dem Standbild die Kanone eines Traditions­korps den Kondukt für Kaiserin Zita mit dem Trauersalut begleitete. Besonders in der heutigen Zeit ist der Zugang zum Leben dieses Reiters ein steter Kampf gegen das allgemeine „Vergessen“ . 310

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