Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
MAZANEC, Markus – VENUS, Theodor – WIRTH, Maria: Digitale Archivierung von Kabinettsakten des Österreichischen Staatsarchivs. Ein Zwischenbericht über ein gemeinsames Pilotprojekt mit der „Stiftung Bruno Kreisky-Archiv“
Alexy, Zdenko G.: Ehrenzeichen der Kapitel in vormals Habsburgischen Ländern. Wien-Köln: Verlag Böhlau 1996. 219 S., ca. 300 Abb. Beschäftigungs mit der Ordenskunde (Phaleristik) kennt man seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Seit etwa 1950 hat sie eine merkliche Spezialisierung und wissenschaftliche Steigerung in vielen Ländern Europas erfahren. Im Spätmittelalter war Wappenführung durch Päpste, Kardinäle und Bischöfe eine Selbstverständlichkeit. Später wünschte das auch der übrige höhere Klerus in Parallele zum neugebildeten säkulären Briefadel zu erreichen. Diesem Phänomen wandte sich Z. G. Alexy zu. In zehnjähriger Forschungsarbeit hat er mit zumeist persönlicher Nachsuche in öffentlichen Archiven und kirchlichen Registraturen die Unterlagen über die Zeichen von 114 Kathedral- und sonstigen Kapiteln zusammengetragen. Zum Problem der Abhängigkeit dieser Zeichen von den Wappen des neuen Adels liefert er (S. 22) ein Verzeichnis über die Gründung von sechs weltlichen Verdienstorden durch europäische Monarchen in den Jahren 1693-1715. Hier wäre der von Erzbischof Johann Emst Graf Thun 1701 geschaffene salzburgische Rupertior- den einzufügen. Die 114 Kapitel waren auf weite Länder Mitteleuropas verteilt. Bis zur Napoleo- nischen Ara vom belgischen Gent im Westen bis zum polnischen Lublin im Osten, seit der Begründung des Österreichischen Kaisertums 1804 bis zu dessen Untergang 1918 zum montenegrinischen Cattaro (Kotor) im Süden. Die überlieferten Kapitelzeichen, ähnlich wie die säkularen Ordenszeichen zu tragen, präsentieren sich zumeist in der Form eines Kreuzes, belegt mit einem Heiligenbild. Neuerdings wurde von Seiten des Vatikans ihr Gebrauch ganz allgemein untersagt, ähnlich den Fürstentiteln und -wappen der Bischöfe. Eine erste Liste über die Einführung von Zeichen in 37 Kapiteln in den Jahren 1692-1773 nennt zunächst jene von Lüttich, Breslau und Trient als von den Kapiteln selbst besorgt, dann ab 1728 neun durch Papst Benedikt XIII und zwei seiner Nachfolger, ab 1752 Kaiserin Maria Theresia und ab 1767 zehn durch Dogen von Venedig verliehen. Danach macht sich der Josefinismus und seine Nachfolge bis in den Beginn unseres Jahrhunderts bemerkbar. Unter 25 Kapitelzeichen in Ungam fallt jenes von Esztergom (Gran) auf, in dem das eigentliche Kreuz einer ,Agraffe“ mit dem Wappen des Königreichs angehängt ist. Dort war Erzherzog Karl Ambros seit 1808 Fürsterzbischof, ist aber schon im Folgejahr, 24 Jahre alt, verstorben. Die Bände seiner umfangreichen Bibliothek wurden erst nach 1895 mit einem Exlibris versehen (Abb. S. 103). Dieses zeigt nämlich das erst im angegebenen Jahr dekretierte erzherzogliche Wappen mit den fünf niederösterreichischen Adlern im vierten Feld. Der kenntnisreiche Text in deutscher und englischer Sprache und gezählte 299 Seiten, ausgezeichnet gelungene, Farbabbildungen machen Alexys Buch zu einem wahren Prachtband. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47/1999 - Rezensionen Hanns Jäger-Sunstenau, Wien 308