Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
MAZANEC, Markus – VENUS, Theodor – WIRTH, Maria: Digitale Archivierung von Kabinettsakten des Österreichischen Staatsarchivs. Ein Zwischenbericht über ein gemeinsames Pilotprojekt mit der „Stiftung Bruno Kreisky-Archiv“
aus als Beispiel für staatliche Verbindungen und Zusammenschlüsse dienen kann. Hervorzuheben sei bei diesem Beitrag, daß ein begrifflicher Raster dem Leser geboten wird, der nicht davor zurückscheut, die Bedeutungsunterschiede zwischen Föderalismus und Regionalismus klar zu definieren. Den ersten Abschnitt beschließt ein Aufsatz über den Zusammenschluß Englands, Schottlands und Irlands bis 1801. Der dritte Abschnitt des Bandes steht unter dem Motto Montesquieus bezüglich der föderativen Republiken. Dieser sehr komplexe Themenkreis wird mit einer Darstellung des Heiligen Römischen Reiches eingeleitet. Wobei in diesem Beitrag der Struktur des Reiches auf den Grund zu gehen versucht wird. Der zweite Beitrag stellt die niederländischen Länder in den Mittelpunkt. Ausgehend von der Utrech- ter Union von 1579 werden die Probleme der sieben Provinzen aufgezeigt, die bis zum Ende der Republik nicht gelöst werden konnten. Abgeschlossen wird der Abschnitt mit einer Beschreibung der Schweiz für die Zeit vor 1800, als von einem homogenen, föderalistischen Gesamtstaat nur schwerlich gesprochen werden konnte. Die beiden Darstellungen des vierten Abschnittes stehen im Gegensatz zueinander. Einerseits wird die französische Situation nach 1789 aufgezeigt, als die einzelnen Regionen mit der Pariser Zentrale permanente Auseinandersetzungen zu führen hatten. Andererseits wird das schweizerische Föderationsmodell der letzten drei Jahrzehnte beleuchtet, wobei auf die aktuellen Probleme der Schweiz Rücksicht genommen wird. Den Abschluß bildet ein Beitrag über den Föderalismus im Osmanischen Reich. Dieser Aufsatz stellt insofern eine Besonderheit dar, da die Strukturen dieses Reiches von denen europäischer Staaten großteils abweichen, aber dennoch Möglichkeiten und Grenzen des Föderalismus aufgezeigt werden. Insgesamt gesehen ist der vorliegende Sammelband sicherlich als wertvoller Beitrag in der aktuellen Diskussion über die staatliche Ausgestaltung eines vereinigten Europas zu sehen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob aus den gegebenen Beispielen Lösungsansätze für die Zukunft gefunden werden können, da die gegenwärtige Situation einen multikulturellen Zusammenschluß von mehr als zehn verschiedensprachigen Völkern darstellen soll, was auf demokratischem Wege im Laufe der Geschichte jeweils nur für kurze Zeit gelang. Dennoch sollte man die im vorliegenden Werk aufgegriffenen Gedankengänge und Ideen nicht ganz außer Acht lassen, wenn man die Zukunft in einem „Europa der Regionen“ sieht. Roman-Hans Gröger, Wien Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47/1999 - Rezensionen 307