Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
MAZANEC, Markus – VENUS, Theodor – WIRTH, Maria: Digitale Archivierung von Kabinettsakten des Österreichischen Staatsarchivs. Ein Zwischenbericht über ein gemeinsames Pilotprojekt mit der „Stiftung Bruno Kreisky-Archiv“
ihnen „gebührende Stellung“ (S. 233) zurückzusetzen, löste sich Wien gerade von denjenigen politischen Kräften, die am konsequentesten für eine wirtschaftliche und politische Einbindung der Habsburgermonarchie in das mitteleuropäische Staatensystem und damit für das die Großmachtstellung Österreichs sichernde europäische System der „Wiener Ordnung“ (Anselm Doering-Manteuffel) eintraten. Darüber hinaus spiegeln die Ministerratsprotokolle eine breite Palette innenpolitischer Themen. Im Vordergrund stehen hier die ungarische Frage, die Probleme um den siebenbürgischen Landtag, die Vorbereitung der dritten Reichsratsession 1864/65, das weitere Vorgehen der Regierung gegenüber Galizien infolge des Aufstandes in Kongreßpolen sowie kirchen- und religionspolitische Angelegenheiten. Breiten Raum nehmen die Debatten um die Budgetkonsolidierung für das Jahr 1865 und wirtschaftspolitische Fragen ein. Ungeachtet der wirtschaftsliberalen Orientierung des Kabinetts verdeutlichen die Protokolle auch den innerministeriellen Meinungskampf mit staatsinterventionistischen Standpunkten. In der Einleitung stellt Maifér die wichtigsten Beratungsgegenstände des Ministerrates vor, bewertet deren Relevanz für die außen- und innenpolitische Entwicklung der Habsburgermonarchie und geht dann auf die Aussagekraft der Ministerratsprotokolle im allgemeinen ein. Indem im Anmerkungsapparat der Einleitung insbesondere auf Vorbemerkungen und Einleitungen früherer Bände der „Protokolle des Österreichischen Ministerrates“ verwiesen wird, kann der innere Zusammenhang der Protokollbände einer Abteilung gezeigt werden. Wie im vorausgehenden Band V/7 ist der bibliographische Apparat unzweckmäßig. Auch hier werden in den Fußbemerkungen der thematisch gegliederten Einleitung nur einzelne und nicht immer die relevantesten Darstellungen angeführt. Der Literaturanhang dagegen ist nach Autoren alphabetisch geordnet, was die thematische Zuordnung erschwert. Dagegen wird im exzellent gestalteten Anmerkungsapparat im Dokumententeil zumeist auf die einschlägigen Kapitel des Überblickswerkes „Die Habsburgermonarchie 1848-1918“ verwiesen. Das chronologische Verzeichnis der Protokolle und das zusammengefaßte Personen- und Sachregister gestatten einen schnellen Zugang. Der vorliegende Band verdeutlicht die besondere Tragweite fiskalischer Fragen für die innen- und außenpolitische Orientierung der Habsburgermonarchie. Jonas Flöter, Leipzig Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47/1999 - Rezensionen 305