Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

MAZANEC, Markus – VENUS, Theodor – WIRTH, Maria: Digitale Archivierung von Kabinettsakten des Österreichischen Staatsarchivs. Ein Zwischenbericht über ein gemeinsames Pilotprojekt mit der „Stiftung Bruno Kreisky-Archiv“

Hundts Studie kommt das große Verdienst zu, den beachtlichen Beitrag der min­dermächtigen deutschen Kabinette bei der Gestaltung der Deutschen Bundesakte herausgearbeitet und deren Rolle und Bedeutung auf dem Wiener Kongreß entspre­chend ihrer historischen Stellung gerechter beurteilt zu haben. Die Arbeit ist auch dort interessant und anregend, wo sie zum Widerspruch her­ausfordert. Jonas Flöter, Leipzig Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47/1999 - Rezensionen Die Protokolle des Österreichischen Ministerrates 1 84 8 — 1 867. V. Abteilung: Die Ministerien Erzherzog Rainer und Mensdorff. Bd. 7: 15. Oktober 1863 - 23. Mai 1864. Bearb. von Thomas Kletecka und Klaus Koch. Mit einem Vorwort von Helmut Rumpler. Wien: Öster­reichischer Bundesverlag 1992. XLIX, 438 S. Der vorliegende Band enthält die 72 Protokolle der Ministerratssitzungen des Ministeriums Erzherzog Rainer von Oktober 1863 bis Mai 1864. Im Mittelpunkt der Kabinettsdebatten stehen neben dem schleswig-holsteinischen Konflikt und der preußisch-österreichischen Auseinandersetzung in der Zoll- und Handelspolitik vor allem die angespannte österreichische Finanzlage. Ferner gehen die Protokolle auf die Rückwirkungen des polnischen Aufstandes auf Galizien, die Grenzsicherung gegenüber den italienischen Expansionsbestrebungen, den Widerstand des Tiroler Landtages gegen die praktische Umsetzung des Protestantenpatentes sowie die kroatische Frage im Spannungsverhältnis zwischen ungarischer Vereinnahmungs- politik und Wiener Zentralismus ein. Aus den Kabinettsberatungen zum schleswig-holsteinischen Konflikt und zur zoll- und handelspolitischen Auseinandersetzung zwischen Preußen und Österreich wird gleichermaßen die Einbindung und Abhängigkeit der Monarchie von der „deutschen Frage“ erkennbar. Ansatzweise kann in den Ministerratsprotokollen die Verdrängung der letztlich gegen Preußen gerichteten österreichisch-mittel- staatlichen Politik zur Reform des Deutschen Bundes durch die österreichisch­preußische Zusammenarbeit in der schleswig-holsteinischen Frage nachvollzogen werden. Eine Strategie der Schleswig-Holstein-Politik im Rahmen eines außenpo­litischen Gesamtkonzepts der Habsburgermonarchie für den Deutschen Bund ist aus den vorliegenden Protokollen allerdings nicht ablesbar. Dies gilt weitgehend auch für die handelspolitischen Fragen. Den engen Zusammenhang zwischen den europäischen Spannungen (italienische, polnische und schleswig-holsteinische Frage) sowie der österreichischen Innenpo­litik verdeutlichen die Ministerratsprotokolle insbesondere im Rahmen der Diskus­sionen um die Staatsfinanzen. Belastet wurde der Etat nicht nur durch die erhöhten Militärausgaben im Zuge des polnischen Aufstandes, der Grenzsicherung gegen­303

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