Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
MAZANEC, Markus – VENUS, Theodor – WIRTH, Maria: Digitale Archivierung von Kabinettsakten des Österreichischen Staatsarchivs. Ein Zwischenbericht über ein gemeinsames Pilotprojekt mit der „Stiftung Bruno Kreisky-Archiv“
Die vorliegende Monographie, im gleichen Jahr erschienen, konnte sich mit ihr naturgemäß nicht mehr auseinandersetzen. Glücklicherweise hatte sich unser Autor sowieso vorgenommen, eher das Wirken Albrechts als Dynast und Politiker hervorzuheben. Da das abwechslungs- und besonders arbeitsreiche Leben dieses einflußreichen Beraters des Kaisers Franz Joseph in zwei Dritteln von dessen Amtsperiode diesen Schwerpunkt erlaubt, kam es glücklicherweise zu einem nicht abgesprochenen Fast- Zusammenwirken der beiden Historiker, eines , jungen“ und eines „alten“. Während unser Autor den Regimentskommandanten und höheren Offizier in den Feldzügen 1848/49 (Brigadekommandanten) sowie Armee- und Armeeoberkommandanten 1866, den höchsten Offizier des Kaisers zur Zeit der Einsätze des Habsburgerreiches am Balkan 1869, 1878 und 1883 eher im Hintergrund läßt, geht er auf den Politiker Albrecht ebenso profund ein wie auf den Prinzenerzieher (Kronprinz Rudolf, Johann Orth, Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand). Eine der wesentlichsten Stärken des Buches ist die Quellenbasis: Stickler gibt zunächst einige Längsschnitte. Er behandelt in den ersten drei Kapiteln Jugend, Erziehung und Umgebung Albrechts und entwickelt in diesen seine grundlegenden politischen Ansichten, vor allem das Gottesgnadentum, im ersten Lebensabschnitt Albrechts, konkretisiert im (Neo-) Absolutismus ab 1850. Wie Stickler erweist, stellte Erzherzog Albrecht selbst den ihm besonders wichtig erscheinenden Gegensatz zwischen den Idealen der christlichen Weltanschauung und denen der französischen Revolution in Wort und Schrift heraus. Der Autor beschreibt Albrecht in vielen Memoranden und auch in anonym erschienenen Broschüren niedergelegten Anschauungen als „eigentümliche Mischung aus altständisch-konservativem und rationalistisch-aufgeklärtem Gedankengut. Gerade dieses Gedankengut suchte Albrecht sowohl als Militär- und Zivilgouvemeur von Ungarn (1851-1860) als auch als Mentor der drei genannten Erzherzoge zu vermitteln. Nur in seinem Einfluß auf den Erzherzog-Thronfolger Franz Ferdinand, den man als geistigen Erben Albrechts bezeichnen könnte, scheint der Erzherzog und Feldmarschall bei der Umsetzung dieser Idee als Erzieher nicht gescheitert zu sein. Albrecht hatte abwechselnd Mißerfolge und Erfolge bei seinen diversen Missionen als fürstlicher Diplomat ohne eigenen Ehrgeiz 1859 (in Berlin) und 1864 (in Bayern). Nach 1866 kämpfte er als designierter Oberkommandant der k. k. Armee um die Einheit dieses politischen Instruments (gegen die Politiker Ungarns) und um dessen dynastischen Charakter (gegen die Liberalen in Österreich). Damit hatte er einen Erfolg, der über seine Lebenszeit hinaus andauerte. In der von ihm durchaus bejahten Vorbereitung einer „Revanche für Königgrätz“ konnte er sich 1870 gegenüber den Bedenken der maßgebenden Staatsmänner und Militärs nicht durchsetzen: eine wirkungsvolle Tripelallianz Paris-Florenz-Wien war nicht zustande gekommen. So wurde Albrecht ein aufrichtiger Befürworter des Zweibundes (auch des Dreibundes). Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47/1999 - Rezensionen 299