Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
MAZANEC, Markus – VENUS, Theodor – WIRTH, Maria: Digitale Archivierung von Kabinettsakten des Österreichischen Staatsarchivs. Ein Zwischenbericht über ein gemeinsames Pilotprojekt mit der „Stiftung Bruno Kreisky-Archiv“
Markus Mazanec - Theodor Venus - Maria Wirth Praktische Erfahrungen bei der Digitalisierung mit Archiopteryx (Maria Wirth) In der Praxis wird das Programm Archiopteryx derzeit zur digitalen Erfassung zweier Archivbestände angewendet: zum einen handelt es sich dabei um die Kabinettsunterlagen von Bundeskanzler Dr. Fred Sinowatz, die in rund 114 Archivboxen eine umfassende Korrespondenzsammlung und eine Vielzahl an Materialien zur Politik der Kleinen Koalition enthalten; zum anderen ist der umfangreiche Nachlaß des ehemaligen Justizministers Dr. Christian Broda Gegenstand der Erfassung, welcher neben biographischen Unterlagen insbesondere eine Vielzahl an Dokumenten zur sozialistischen Rechts-, Medien- und Menschenrechtspolitk beinhaltet. Begonnen wurde im Sommer 1998 zunächst mit der Digitalisierung der Kabinettsunterlagen von Bundeskanzler Dr. Fred Sinowatz, wobei bis Ende August 1999 21 der angeführten 114 Boxen zu folgenden Themen erfaßt wurden: Ankauf von Abfangjägern, Auseinandersetzungen um Hannes Androsch, Atom, Auslandsbesuche und Besuche ausländischer Staatsgäste, Bundespräsidentenwahl 1986, Einladungen, Innenpolitik, Rundfunk und ORF, Weinskandal 1985. Angelegt wurden hierfür 246 Mappen mit 877 Dokumenten, wobei sowohl die Mappen als auch die Dokumente einen Umfang von einigen wenigen bis mehrere hundert Seiten haben können. Verknüpft, d. h. gescannt, wurden dabei die meisten Dokumente in ihrem vollen Umfang; in einigen Fällen jedoch wurden diese aufgrund des großen Umfangs des Bestandes nur auszugsweise erfaßt. So wurden vorwiegend die im Bestand zu vielen Themen vorkommenden Pressespiegel nur teilweise gescannt und auch aus der Vielzahl an Einladungen für Bundeskanzler Sinowatz sowie der umfangreichen Bürgerkorrespondenz zum Kernkraftwerk Zwentendorf lediglich eine Auswahl getroffen. Beim Vorliegen von Sekundärliteratur wie etwa zum Thema Atomenergie wurde hingegen lediglich auf deren Vorhandensein verwiesen bzw. hieraus nur relevante Stellen verknüpft, während Primärunterlagen wie beispielsweise vorbereitende Materialien für Regierungsklausuren sowie Reden, Manuskripte und Notizen vollständig gescannt wurden. Parallel dazu wurde im Februar 1999 auch mit der digitalen Erfassung des Nachlasses von Dr. Christian Broda begonnen, der - mit Ausnahme weniger, nachträglich an das Österreichische Staatarchiv übergebenen Kartons - von der Handschriftensammlung der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrt wird. Erfaßt wurden daher bisher nur jene vier Kartons, die nachträglich zu dem durch Dr. Béla Rásky bereits seinerzeit indizierten Nachlaß hinzukamen. Dabei wurden nach der Ordnung dieses Bestandteiles 190 Mappen zu verschiedenen Themenbereichen wie etwa der Asylpolitik, der Justiz, den Menschenrechten, der Strafrechtsreform, dem Parteiprogramm von 1958 und der Wohnungspolitik angelegt. Enthalten sind hierin 876 Dokumente, wobei auch hier die Mappen und Dokumente 290