Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
MAZANEC, Markus – VENUS, Theodor – WIRTH, Maria: Digitale Archivierung von Kabinettsakten des Österreichischen Staatsarchivs. Ein Zwischenbericht über ein gemeinsames Pilotprojekt mit der „Stiftung Bruno Kreisky-Archiv“
Markus Mazanec - Theodor Venus - Maria Wirth Die wichtigsten Teilbestände der Kabinettsakten Bruno Kreiskys wurden im Zuge einer Neuordnung dieses Kembestandes der Stiftung Bruno Kreisky-Archivs neu und detaillierter als bisher beschrieben. Das Bestandsverzeichnis steht jedem Intemet-Benützer auf der Internet-Seite des Archivs zur Verfügung. Eine digitale Erfassung zumindest von Kembeständen muß aus Gründen knapper Personalkapazitäten bis auf weiteres zurückgestellt werden. Das bisher umfangreichste Digitalisierungsprojekt im Rahmen der Stiftung stellt die in der ersten Hälfte der neunziger Jahre durchgeführte Erstellung einer Datenbank der dem Archiv übergebenen Originale der Tagebücher des Langzeit- Handelsministers im Kabinett Kreisky Josef Staribacher (1970-1983) dar. Dieses Projekt wurde zwischen 1993-1995 im Rahmen eines EDV-Arbeitsplatzes am Bruno-Kreisky-Forum für internationalen Dialog, in der Armbrustergasse durchgeführt und befindet sich derzeit auch noch dort. Ziel dieses Projekts war es, die im Gesamtumfang von etwa 20 000 Seiten (Eintragungen von 5-7 Seiten täglich an Werktagen) vorliegenden Staribacher- Tagebücher, die sich über einen Zeitraum von über 13 Jahren erstrecken, samt ausgewählter interessanter Beilagen in Form einer Volltextdatenbank zu erfassen und so der zeitgeschichtlichen, wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Forschung zugänglich zu machen. Das für diesen Zweck eigens entwickelte elektronische Archivierungssystem besteht aus einem Datenbearbeitungsplatz sowohl zur Datenerfassung wie auch Abfrage der digital archivierten Daten, dem Server (durch den die Einbindung in ein Netzwerk gewährleistet wird, einem Scanner zur Datenerfassung (mit OCR- Software) und einem angeschlossenen Drucker. Die erfaßten Daten werden im Zuge der Ablage komprimiert bzw. bei Abfrage dekomprimiert. Ferner dient der OD-Server zur Auslagerung der Archivbestände auf optische Datenträger über ein optisches Laufwerk. Die Ablage von Text- und Bildinformationen erfolgt im Rahmen des eigens dafür entwickelten Programms „Clarity“, das die Anlage mehrerer diskreter Datenbanken in bis zu maximal 2 Millionen Ordnern ermöglicht, wobei „Clarity“ unterschiedliche (einfache wie auch verknüpfte Suchmodi mittels Verknüpfungsoperatoren) in den zunächst via OCR-Software gescannten Text- und Bildinformationen im Rahmen einer Volltextrecherche gestattet. Der Vorteil der OCR-Erfassung liegt darin, daß die erfaßten Informationen durch die Volltextrecherche tatsächlich ohne Verlust an historischer Information für Abfragen zur Verfügung stehen. Diese Vorgangsweise einer Texterkennung oder textuellen Digitalisierung setzt allerdings eine Mindestqualität der zu erfassenden Dokumentenvorlagen voraus, die bei vielen historischen (auch maschinschrifitlichen) Materialien allerdings nicht immer gegeben ist. Im vorliegenden Projekt, das in der Folge sowohl hinsichtlich der technischen Komponenten, die eigens auf den Zweck hin „maßgeschneidert“ wurden, wie auch 282