Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.
Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. noch zaplet, ier das Herz aus den Leib herauß geschnidten, nacher den Kerper glidtweiß alles zerschnitten und in ein Truchen mit 36 Negell eingeschlagen. Die Klag solle al- berait fier Ier Mt. körnen sein und sollen dieselben Bevelh geben haben, Ime sein Recht zuethuen. Welliches Ich E. Fl. D. hiemit gehorsamist berichten, und mich derűseiben ganz undterthenigst und gehorsamist empfelhen wellen, diemüetigst pittent, mein Frau Schwester Fr., die bewißten Personen aber gnädigst zuegriessen, und meinem Kleinen sein ordinari Pusserle zu erthailen. Dattum Regenspurg den 26. Marzii Anno 1608. E. Fl. Dt. undterthenigister und ge- horsamister Sun biß in dott. Ferdinand.96 Zur Strafe durfte Julius seine Gemächer nicht mehr verlassen. Er scheint aber, nach einem Bericht des neuen Schloßverwalters, Sigmund Tumovsky von Turnstein, dies gar nicht gewollt zu haben: Nach dem Mord verließ Don Julius sein Zimmer nicht mehr, zerriß seine Kleider, zerschlug das Geschirr, wusch und rasierte sich nicht mehr und bedrohte seine Diener mit dem Messer. Am 18. März 1608 erhielt er Hausarrest. In seinem Zimmer lief er nur noch nackt herum und stellte sich auch so ans Fenster. Die ärztliche Behandlung, die man ihm zuteil werden lassen wollte, wies er jedoch immer zurück. Bis ins Jahr 1609 vegetierte der Kaisersohn in seinen Gemächern dahin, wobei er nur selten helle Momente gehabt haben dürfte. Am 25. April 1609 berichtet Turnstein an die böhmische Kammer, daß Julius gesagt habe, als Gesunder bedürfe er keines Arztes, möchte auch denselben nicht um sich leiden. Mit viel Mühe konnte er lediglich gebadet und ihm die überlangen Nägel geschnitten werden. Nach dem Bad wollte man ihn zur Ader lassen. Da rief er in höchstem Zorn: „Ihr Sacramentsnarren laßt mich zufrieden. Ihr wollet, daß ich zur Ader lassen solle. Sintemalen ich aber einen gesunden Leib habe und dem Aderlässen, sowohl Arzneien ungewöhnet, ehe als ich solches tue, ehe lasse ich mein Leben darüber“. Der Berichterstatter ist über diesen Ausruf sehr erstaunt, weil doch Julius sonst nicht recht bei Verstand ist. Zwei Monate später hat ein plötzlicher Tod die Zeitgenossen von Don Julius und ihn selbst von seinem Leiden erlöst. Der Tod wurde durch ein Abszess im Rachen hervorgerufen. Julius hatte Atembeschwerden, verweigerte aber jedes Medikament. Tumstein berichtet an die böhmische Kammer: „Das Abszess muß ihm im Hals aufgebrochen sein, denn es begann gestern (= 24. Juni) ekelhafter Unrat von ihm zu gehen; daran mag er erstickt sein“.97 Lu- xenburger meint, das Abszess im Rachen ist durch das Verschlucken von harten Gegenständen hervorgerufen worden oder durch anderen Manipulationen des Kranken an seinem Rachen.98 Über das Ableben von Julius berichtet Vischer an Erzherzog Albrecht: Don Julio, Ir Ksl. Mt eltister Sohn, ist den 25. passato zu Krumau todes verfahren, 96 Hurt er, Friedrich: Geschichte Kaiser Ferdinand II. 10 Bde. Schaffhausen 1850-1864, hier Bd. 5, S. 477. 97 Blaschka: Don Julius, S. 238, 244. und 253. 98 Luxenburger: Gutachten, S. 53. 19