Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

Christian Sapper welches verboten, Ihrer Mjt zu sagen, die es auch bis datto nicht erfahren." Franz Christoph Khevenhüller berichtet in seiner Kaiservita, daß der Kaiser Ru­dolf II. seinen Sohn im Bad ermorden ließ.99 100 Das ist interessant, aber sicher un­richtig; der Bericht des Zeitgenossen Vischer, nach dem sich die Höflinge gar nicht trauten, seinen Tod dem Vater zu melden, ist hier schon viel wahrscheinlicher. Begraben wurde der unglückliche Kaisersohn in der Klosterkirche von Krumau. Die Gemächer, die er zuletzt bewohnt hat, gibt es noch - sie sind aber derzeit als Kanzleiräume nicht zugänglich. Von ihm gibt es kein Portrait, wohl aber eines der unglücklichen Baderstochter. Es befindet sich derzeit (1997) beim Restaurieren. Aus der unerquicklichen Geschichte läßt sich ein Resümee ziehen, das für den Historiker zwar nicht neu aber immer wieder verblüffend ist: Personen von Adel, ganz gleich wie verworfen sie waren, standen über dem Gesetz, Nichtadelige waren ihnen gegenüber rechtlos. Erst die französische Revolution hat mit den Vorrechten und dem Glauben an die unbedingte Überlegenheit des Adels aufgeräumt. Die Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg dürfte von einem Menschenrechtsempfinden unse­rer Vorstellung besonders weit entfernt gewesen sein - aus dieser Zeit gibt es noch ähnliche Gräuelgeschichten, besonders zahlreich sind sie in Frankreich. Etwa um dieselbe Zeit, am 7. Dezember 1611, wurde die ungarische Gräfin Báthory durch ein Adelsgericht dazu verurteilt, den Rest ihres Lebens in ihrer Burg Csejte zu verbringen. Sie hatte zwischen 30 und 80 Mädchen - die Zahlen schwanken je nach Bericht - grausam zu Tode gequält. Sie hat gegen das Urteil heftig protestiert und zeigte keinerlei Schuldbewußtsein. Ihre nichtadeligen Mithelfer landeten auf dem Scheiterhaufen.101 3. Donna Carolina. 1591-1662 Donna Carolina wurde 1591 geboren.102 * Ihre Mutter ist angeblich Euphemia von Rosenthal.101 Ottavio da Strada berichtet nur, daß Rudolf II. mit seiner dritten Kon­kubine eine Tochter namens Carolina hatte, während von einer vierten Konkubine (seine Tochter) die Söhne Matthias und Karl stammen.104 Das ist insofern interes­sant, als sowohl Carolina als auch Matthias und Karl immer von einander als leibli­che Geschwister sprechen - vielleicht wurden sie eine zeitlang gemeinsam erzogen. Bis zum Jahresende 1606 finden wir Carolina bei der alten Frau von Neuhaus. Dann erhält Krauseneck den Auftrag, das Mädchen von Neuhaus abzuholen und nach Prag zu bringen. Dies können wir einem Brief Krausenecks an den Kammer­99 Briefe und Ac t en : Bd. 6, S. 730. 100 Khevenhüller: Conterfet Kupfferstich. Bd. 1, S. 30. 101 Farin, Michael (Hrsg.): Heroine des Grauens. Wirken und Leben der Elisabeth Báthory. Mün­chen 1990. 102 A 1 i dos i: Relazione, S. 6. 101 HHStA, HS Weiß 1095, fol. 80. 104 Vgl. Anmerkung 12. 20

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