Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

ARTL, Gerhard: Zur Tätigkeit des deutschen Militärattachés in Wien General Wolfgang Muff (1933–1938)

der ersten Oktoberwoche 1938 abgeschlossen sein. Infolge der Sudetenkrise verzö­gerte sich der Einbau des Bundesheeres aber bis zum 10. November 1938. Zu die­sem Zeitpunkt befand sich Muff jedoch nicht mehr in Wien. Am 17. Juli 1938 trat General Muff gemeinsam mit Gattin Cäthe und seinem alten Freund Edmund Glai- se-Horstenau einen Badeurlaub in Gastein an.177 Zwei Wochen später endete offizi­ell seine Verwendung als Militärattachö in Wien. Er wurde mit 1. August als „General zur besonderen Verwendung“ dem XI. Armeekorps in Hannover zuge­teilt. Mitte März 1939 fuhr das Ehepaar Muff auf eine Vergnügungsreise nach Italien. In Amalfi angekommen, empfing den General dort ein Brief des Staatssekretärs Emst von Weizsäcker mit dem Inhalt: „Ich freue mich sehr, daß Sie dem Reich­sprotektor als Militärbevollmächtigter beigegeben werden.“'78 Muff brach daraufhin sofort seinen Urlaub ab und reiste nach Berlin. Dort wurde ihm jedoch mitgeteilt, der Reichsprotektor von Böhmen und Mähren, Konstantin von Neurath, habe zwar auf Anraten seiner schwäbischen Landsleute Emst von Weizsäcker und Karl Me- gerle ihn vorgeschlagen. Der Oberbefehlshaber des Heeres, Walther von Brau- chitsch, hätte sich jedoch dagegen ausgesprochen. Muff versuchte vergeblich, zu Brauchitsch vorzudringen. Statt ihm kam der ehemalige Militärattachö in Budapest, General Erich Friderici, nach Prag.17'7 Generalleutnant Muff blieb weiter in Hannover stationiert. Am 26. August 1939 wurde er im Zuge des Aufmarsches gegen Polen zum stellvertretenden komman­dierenden General im XI. Armeekorps und Befehlshaber im Wehrkreis XI ernannt. Im Herbst 1939, nach dem Polenfeldzug, trat die Widerstandsgruppe vom Amt Ausland/Abwehr um Hans Oster u.a. auch mit Muff in Kontakt, um auszuloten, inwieweit er sich an einem Putsch gegen Hitler beteiligen würde. Muff hörte sich die Ausführungen „mit soldatischer Ruhe“ an und erklärte, er würde bei allem mitmachen, sofeme ein klarer Befehl von oben - also von Brauchitsch - komme.180 181 Anfang Dezember 1940 erhielt Muff sein Patent als General der Infanterie. An seiner militärischen Tätigkeit im Hinterland änderte sich dadurch allerdings nichts. Sie wurde in den folgenden beiden Jahren nur durch vereinzelt gehaltene Vorträge unterbrochen."" Am 28. Februar 1943 endete seine aktive Laufbahn. Er wurde seines Postens enthoben und der Führerreserve zugeteilt. Zwei Monate später folgte Die Tätigkeit des deutschen Militarattachés in Wien General Wolfgang Muff 177 Broucek : General im Zwielicht, Bd. 2, S. 308. 178 Ebenda, S. 353. 179 Ebenda, S. 354. 180 Spitzy, Reinhard: So haben wir das Reich verspielt. München-Wien 1986, S. 378 f. 181 Nach Broucek, General im Zwielicht, Bd. 2, S. 463 und S. 670 hielt Muff am 24. Januar 1940 vor der Wehrpolitischen Gesellschaft in Berlin und Ende April 1941 im Auditorium maximum der Universität Wien einen Vortrag über Friedrich den Großen. 245

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