Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. Danach scheint sich der Zustand von Julius etwas gebessert zu haben, denn von Juni bis Ende November 1607 finden wir ihn wieder in Prag. Die Krone Spaniens will ihm - um sich dem Kaiser zu verpflichten - sogar ein Lehen in Italien ver­schaffen. Der Spanische Botschafter berichtet außerdem, daß er der älteste der unehelichen Söhne des Kaisers ist und zu Wutanfallen neigt.90 In Prag wohnt Julius nicht bei seinem Vater, sondern bei einer Wirtin auf dem Hradschin. Es muß eine sehr noble Absteige gewesen sein, denn das Kostgeld der Frau Schönbein beträgt für die Zeit vom 1. Juni bis 23. November den stolzen Betrag von 2 978 Taler. Julius muß sich in seinem Logis sehr schlecht aufgeführt haben, denn die Wirtin bittet trotz der hohen Einnahmen, daß man ihn wo anders verpflegen lasse. Bezahlt werden die Ausgaben von Julius aus der Krumauer Rente, d. h. den Einnahmen der Herrschaft Krumau, die also tatsächlich Julius zur Verfü­gung steht. Da er sich weigert, seinen jährlichen Geldbedarf bekannt zu geben, so soll Nigrin, der Verwalter der Herrschaft Krumau, das Erfordernis nach seinem eigenen Ermessen beantragen. Neben dem Kostgeld muß Nigrin für die Uhrwerke von Julius aufkommen (über 300 Taler), dann für Rapiere, Sporen, Seidenwaren, Silbersachen, den Portraitmaler und für die Heilkosten der von Julius verletzten Diener.9' Ende 1607 kommt es zur Katastrophe. Julius mißhandelt seine Geliebte auf grau­enhafte Art. Krauseneck eilt nach Krumau und berichtet am 10. Dezember Philipp Lang über die Untat: Ich habe den Weg stracks nach Krumau genommen, weil mir so böse Zeitungen vom Herrn Julius gekommen. Ich glaub, daß Herr Julius gar von Sinnen sei [...] er hat sei­nem Mentschen, des Baders Tochter, etliche Löcher in die Brüst gebissen; als man sie zum heilen nach Haus genommen, ist Herr Julius am hellichten Tag in die Stadt und das Mensch wieder mit Gewalt in sein Schloß geführt, das über 100 Personen sollen zugesehen haben. Also soll er auch den Gartner in sein Zimmer eingesperrt haben, der sich ausziehen müssen, in die eine Hand ihme 5, in die andere 3 Stich gegeben und zwei Wunden in den Kopf gehauen haben. Was nun solche Taaten für Geschrei im Land und Nachbarschaft machen, kann man leicht abnehmen [...] Bitte derhalben darob zu sein, daß dem jungen Herrn geholfen werde und er nicht gar verderbe. Ich bring abermals Herrn Julio [...] Diener nach Krumau, hab sie zu Prag aufnehmen lassen; wie lang sie ihm bleiben werden, weiß ich nicht.92 * Nach Aussage des Psychiaters Hans Luxenburger ist dies der volle Ausbruch der Schizophrenie in ihrer katatonen Form.9’ Die Anzeichen der schizoiden Abnormität sind unmißverständlich: die Passion für besondere mechanische Uhren - was noch eher harmlos scheint, Cäsarische Illusionen und sexuelle Exzesse bis zum 90 Briefe und Acten : Bd. 6, S. 99. 91 B 1 a s c h k a : Don Julius, S. 224, 225 und 228. 92 HHStA, Lang-Akten, Karton 4, fol. 324. 91 Luxenburger, Hans: Psychiatrisch-erbbiologisches Gutachten über Don Julio Cesare de Austria, ln: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte der Deutschen in Böhmen 70 (Prag 1932), S. 41-54, hier S. 54. 17

Next

/
Thumbnails
Contents