Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. und im September des gleichen Jahres geht er eine Ehe ein. Als Hochzeitsgeschenk erhält er ein Trinkgeschirr im Wert von 300 Talern.68 Es muß dies seine zweite Ehe sein, denn bei der Italienreise 1607/08 reist er mit seiner Frau und seinem Sohn. Seine erste Frau ist Martha, Tochter des einflußreichen Reichshofrates und kaiser­lichen Geheimsekretärs Dr. Johann Barvitius.69 70 Erstaunlicherweise übersteht er den „Systemwechsel“ zu Matthias unbeschadet: im April 1613 wird seine Extra-Pension von jährlich 1 000 Gulden vom neuen Kaiser konfirmiert und ihm der Titel eines Reichshofrates verliehen.™ Zu Jahresbe­ginn 1617 dürfte er gestorben sein - am 17. März 1617 wird seine Gattin schon als Witwe geführt.71 72 2. 2. Prag, Gaming und Krumau Zurück zu Julius, der in Prag in der Obhut Krausenecks lebt und seinen kaiserli­chen Vater des öfteren besucht. Die beiden vergnügen sich wohl mit mechanischen Spielereien und anderen Schätzen von Rudolfs Kunstkammer. Jedenfalls gibt es (unbezahlte) Rechnungen für mechanische Uhrwerke.11 Alle Quellen berichten von dem guten Einverständnis zwischen Vater und Sohn. Die Gerüchtebörse boomt. Schon Ende Jänner 1605 heißt es, Rudolf II. wolle seinen Sohn Julius zum Fürsten von Siebenbürgen machen und am 7. März 1605 heißt es: Die Spanier glauben, der Kaiser will Don Julius die Markgrafschaft Finale verleihen. Der spanische Gesandte sagt, wenn man ihn nach Spanien schickte, würde er dort mit Einkünften und Ämtern reichlich versehen und wie Don Juan d’Austria behandelt wer­den. Der Kaiser hätte fast eingewilligt, dann aber erklärt, daß er selbst für ihn sorgen könne.73 Im September des Jahres 1605 finden wir Julius noch in Prag in der Obhut des Krauseneck. Wilhelm Bodenius, der bayerische Agent am Kaiserhof, berichtet seinem Herrn Herzog Maximilian: Beide Söhne des Kaisers sind noch hier und möchte Julius der Gößere schier der Größe sein wie der junge Herr Bercka, der unlängst bei E. F. D. in München gewesen, jedoch nicht so stark. Der jüngere ist etwas schöner und holdseliger. Sie sind beide bei dem Krauseneck in des Liechtensteins Garten. Den Julius kleidet man gar stattlich, er soll erst ins Reich und dann nach Frankreich verschickt werden. Man hält ihm an die zehn Diener, welche in gleicher Weise gekleidet sind und mit ihm fortgeschickt werden sollen.74 Zur großen Reise scheint es aber nicht gekommen zu sein, sondern Don Julius 68 HKA, FamA, C 273, fol. 59, 60 und 70. 69 HHStA, FamA, Karton 84, fol. 25-59. 70 HKA, FamA, C 273, fol. 63. 71 HKA, HF, Prot. w. Nr. 676 , fol. 99L 72 B lasch ka : Don Julius, S. 228. 73 Briefe und Acten : Bd. 5, S. 816, Anm. 8. 74 BHStA, Kurbayem Äußeres Archiv 4449, fol. 274 f. Freundliche Auskunft von Frau Dr. Lietz- mann. 13

Next

/
Thumbnails
Contents