Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. mau. Der Kaiser hatte die Herrschaft 1602 dem schwer verschuldeten Peter Vouk von Rosenberg, mit dem das Geschlecht 1611 erlosch, abgekauft. Es war eine wahrhaft fürstliche Herrschaft: Im Jahr 1615 hatte die Krone in Böhmen 17 könig­liche Güter mit zusammen 19 869 Ansässigkeiten; Krumau allein hatte 8 395 An­sässigkeiten.'1 Die Herrschaft kam nach Rudolfs Tod an Kaiser Matthias und dann im Erbgange an Ferdinand II., der sie 1622 seinem Geheimen Ratsdirektor Ulrich von Eggenberg als Belohnung für treue Dienste verlieh. Ein Jahr später wurde die Herrschaft in den Rang eines Fürstentums erhoben und Eggenberg mit dem Titel eines Herzogs geschmückt.'2 Über die weiteren Pläne des Kaisers mit seinem Erstgeborenen gab es zahlreiche Gerüchte, so etwa berichtet 1604 der venezianische Gesandte Francesco Soranzo, man fürchte, der Kaiser werde den Erlös der eingezogenen Güter Bocskays und andere Summen für seine Kinder hinterlegen, deren er drei männliche und fünf weibliche haben soll. 1607 berichtet er gar, daß die Rede dahin ginge, daß Ru­dolf II. Tirol für seine Kinder erwerben wolle. Nach dem Bericht des toskanischen Gesandten Alidosi war Don Julius des Kaisers erklärter Liebling: Bis zu seiner Haft war er der Augapfel seines Vaters, der ihm anscheinend ein höhe­res Amt übertragen wollte." Über die Jugend und die Erziehung von Julius erfahren wir wenig. Vermutlich hatte er im Hause einer Frau Wagner in Prag seinen ersten Hofstaat,51 52 53 54 55 56 dann muß er nach Wien übersiedelt sein, denn wir hören von zahlreichen Schulden, die er in Wien unbeglichen hinterlassen hat." Bald danach ist er nach Prag übersiedelt, wo er in der Obhut von Dr. Kraus untergebracht ist. Der wenig bekannte Dr. Paul Kraus, der mit den Kammerdienern Lang und Ranft und den Räten Barvitius und Attems die besondere Gunst von Rudolf II. genießt, wird uns im Rahmen dieser Darstellung noch öfters begegnen - daher soll hier seine steile Karriere kurz geschildert werden. 2. 1. Paul von Krauseneck Im Jahr 1590 tritt Paul Kraus, Doktor beider Rechte, in den „öffentlichen Dienst“ und zwar als Klosterrat'6; fünf Jahre später wird er Rat beim niederösterreichischen. Regiment und seit 1600 darf er sich „von Krauseneck zu Urschendorf“ nennen. 1601 bewilligt ihm Rudolf II. zu seinen 600 Gulden Jahresgehalt 2 000 Gulden 51 Gindely. Anton: Geschichte der böhmischen Finanzen von 1526 bis 1618. Nachdruck Wien 1971. S. 19. 52 Sommer, Johann Gottfried: Das Königreich Böhmen. 16 Bde, Prag 1834-1849, hier Bd. 9, S. 206. 53 Briefe und Acten : Bd 5, S. 712, Anm. 1, S. 816, Anm. 8 und S. 866, Anm. 5. 54 HHStA, Lang-Akten 4, Konv. 2, fol. 73. 55 HHStA, FamA, Karton 84, Konv. 5, fol. 16-19. 56 HKA, HF, r. Nr. 126, 1607 Sep 17. 11

Next

/
Thumbnails
Contents