Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

Kinder des Geblüts - die Bastarde Kaiser Rudolfs II. migianino, Cambiaso und etliche „rudolfinische“ Maler.27 1.2. Mutter und Tochter Donna Elisabeth eröffnet die Schar der legitimierten Kinder von Kaiser Ru­dolf II. Über ihre Mutter ist so gut wie nichts bekannt. Der kaiserliche Antiquar Ottavio da Strada führt in seiner Liste der Konkubinen Rudolfs die Mutter von Elisabeth als erste an: Ex concubina, ex qua ei [ihm = Rudolf] nata est Elizabeth, Abatissa Vienne Austrie, in monasterio Reginae Elisabethae.28 Die Mutter war vielleicht jene Protestantin, die in Rötz, Landkreis Cham in der Oberpfalz, begraben liegt. Dort gibt es eine Kirchenbucheintragung von einem Prädikanten Magister Michael Rothing, der uns ihren Tod mitteilt. Die Eintragung erfolgte zum Teil in Altgriechisch, zum Teil in Latein, sodaß nur sehr Gebildete den Text entschlüsseln konnten. Er lautet: Die Konkubine des Kaisers Rudolf stirbt hier am 22. Juli [1582] auf dem Weg nach Augsburg und wurde am folgenden Tag begraben.29 Rötz liegt zwischen Prag und Augsburg. Die bedauernswerte Frau befand sich also auf dem Weg nach Augsburg, wo bekanntlich 1582 ein Reichstag stattfand, an dem auch Rudolf II. teilnahm. Ihr Name war nicht zu erfahren. Doch nun zurück zur erstgeborenen Tochter. Sie wurde 1580 geboren und auf den Namen Anna Dorothea getauft.30 Sie wird aber stets Elisabeth genannt, denn 1598 legte sie als Schwester Elisabeth Constantia im Wiener Klarissinenkloster die Profess ab. In diesem Kloster wirkte sie bis zu ihrem Tode. Sie war zwar nicht, wie Strada behauptet, die Äbtissin, spielte dort aber als Tochter des Kaisers sicher eine hervorragende Rolle. Bald nach ihrer Geburt kam Anna Dorothea in die Obhut ihrer Tante, der Köni­gin Elisabeth. Diese Schwester von Rudolf II. hatte 1570 Karl IX. von Frankreich geheiratet und mit ihm 1572 die Pariser Bluthochzeit erlebt. Weil ihr Gemahl sie bei seinem Tode am 30. Mai 1574 verpflichtet hatte, sich nicht wieder zu vermäh­len, schlug sie die Heiratsanträge der Könige Heinrich III. und Philipp II. aus und kehrte nach Wien zurück. Hier stiftet sie 1582 das Kloster Santa Clara, das 1583 eingeweiht wird und beschließt dort-im Ruf einer Wundertäterin - 1592 ihre Tage.31 Sie erzieht die Tochter ihres Bruders Rudolph so fromm und sittenstreng, daß das Kind im Alter von elf Jahren nur davon spricht Nonne zu werden. 1591 schließlich erlaubt ihr die Königin in ihrem Kloster zu leben und dort tritt sie fünf­zehnjährig 1595, am Sankt Elisabethtage, ihr Noviziat an. Nach Ablauf des Probe­27 Dvorsky: Kunst am Hofe Rudolfs II., S. 218. 28 Vgl. oben Anmerkung 12. 29 Diese Mitteilung erhielt ich freundlicherweise von Herrn Dr. Siegfried Wittmer aus Regensburg. 30 A1 i d o s i: Relazione, S. 6. 31 Gebhard: Genealogische Geschichte. Bd. 2, S. 461. 7

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