Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)

SAPPER, Christian: Kinder des Geblüts – die Bastarde Kaiser Rudolfs II.

en sie (S. Mt.) fast alle Tag starkhe Exceß in trinkhen, meinen damit ihr Laydt zu ver­gessen.19 Vischer berichtet außerdem, daß dem Kaiser noch am Tage vor seinem Tode eine Tochter geboren wurde.20 Die Kinder, die den Liebschaften des Kaisers entsprossen sind, haben an den eu­ropäischen Fürstenhöfen für allerhand Gesprächsstoff gesorgt-jedenfalls haben die Gesandten am Prager Hof eilfertigst nach Paris, Brüssel, Venedig, Rom, Mün­chen etc. über die Kinder des Kaisers berichtet. Sechs Kinder — drei Söhne und drei Töchter - hat Rudolf legitimiert und „vom Makel der unehelichen Geburt“21 befreit, andere waren weniger glücklich. Alidosi berichtet von drei weiteren Kindern - einem Leopold und zwei Mädchen, „nata di bassa condizione“22. Sie dürften jung gestorben sein, denn wir hören nie wieder von ihnen. Im gleichen Jahr 1607 schreibt eine Frau Katharina Wagner aus Prag an Philipp Lang und bittet um eine Ergötzlichkeit, weil sie die „fünf leiblichen Kinder des Kaisers aus ihrer kleinsten Kindheit erzogen und dabei große Sorge und Kümmernis“ hatte. Bislang hat sie außer dem Kostgeld nie etwas erhalten.23 Die legitimierten Kinder wurden gut ver­sorgt, mit eigenem Hofstaat und dem glanzvollen Titel eines Don/Donna ab Aus­tria, Markgraf/Markgräfin des Heiligen Römischen Reichs versehen. Sicher scheint, daß Rudolf II. für seine Kinder zumindest die fürstliche Herrschaft Kru- mau erworben hat. Was er seinen Kindern sonst zugedacht hat, wurde mit seinem Tode am 20. Jänner 1612 „am verschienen Freitag zwischen 7 und 8 Uhr früh“24, im Prager Schloß hinfällig. Wir wissen, was man 1612 an Stoff für die Klagkleider ausgegeben hat, ebenso ist bekannt, daß sein Leichenkleid 509 Taler gekostet hat. Bei seinem Begräbnis wurden 400 Gulden Almosen-Münzen verteilt, der Zinnsarg war 1616 fertig; auch über die Kosten für das Castrum doloris sind wir informiert.25 Was er seinen Kin­dern geben wollte, wissen wir jedoch nicht, denn er hat kein Testament hinterlas­sen.26 Für unsere Geschichte ist auch interessant, daß im Jahr 1623 nicht weniger als 56 Bilder seiner Sammlung als zu frivol ausgesondert und dem Kunsthändler Daniel de Bries für 11 040 Taler verkauft wurden - darunter Werke von Tintoretto, Par­Christian Sapper 19 Gindel y , Anton: Rudolf II und seine Zeit. 1600-1612. 2 Bde. Prag 1865. Bd. 1., S. 329. 20 Briefe und Ac t en : Bd. 10, S. 246, Anm. 3. 21 HHStA, Handschrift [in Hinkunft: HS] W 1095, fol. 80. 22 A1 i dos i: Relazione, S. 6. 23 HHStA, Lang Akten 4, Konv. 2, fol. 73. 24 HHStA, Belgische Hofkorrespondenz, Karton 27, Stück 171. 25 HKA, Reichsakten [in Hinkunft: RA], Fasz. 202, fol. 581-612. 26 Briefe und A c ten : Bd. 10, S. 246. 6

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