Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 47. (1999)
SIENELL, Stefan: Die kaiserlichen Beratungsgremien und die spanische Erbfolge¬frage (1699/1700)
und Anton Florian von Liechtenstein)31 sowie König Josephs - wurde sehr genau zur Kenntnis genommen. Nach dieser Sitzung vom 19. November fand man umgehend zu den bekannten Strukturen zurück: Die Kommission erarbeitete ein Votum, das von nun an jedoch stets in der Geheimen Konferenz entschieden wurde und nicht mehr durch eine eigenhändige Approbation des Kaisers, worin sich eine gewisse Unsicherheit und geringe Entschlußfreudigkeit des Herrschers in dieser wichtigen Angelegenheit widerspiegeln mag.32 Die kaiserlichen Beratungsgremien und die spanische Erbfolgefrage (1699/1700) 1690 1692 1694 1696 1698 1700 1702 1704 Abb. 3: Häufigkeit der Sitzungen der Geheimen Konferenz 1690-1705 Betrachtet man die Sitzungshäufigkeit der Geheimen Konferenz in den Jahren von 1690 bis 1705 (unabhängig vom behandelten Gegenstand), so kann man erkennen, daß die Geheime Konferenz in den 1690er Jahren stark an Bedeutung verloren hatte (mit durchschnittlich weniger als einer Sitzung pro Monat), wobei 31 Die übrigen Geheimen Konferenzräte fehlten bei dieser Sitzung: Wolfgang von Öttingen hielt sich gerade in Konstantinopel auf, Emst Rüdiger von Starhemberg nahm grundsätzlich nur eher unregelmäßig an den Sitzungen teil, und Carl Dietrich Otto von Salm fehlte aus unbekannten Gründen. 32 Im Zusammenhang mit einem Votum des Hofkriegsrates in türkischen Angelegenheiten vom 17. Mai 1700 schrieb er eigenhändig: In dem dises ein sehr wichtiges werk ist, und ich es ex me zu re- solviren auch meine bedenken habe, also sollen die ad turcica deputirte auch heult, so es möglich oder morgen nachmittag zusamben kömben und mir ein positive guetachten geben, was sie vermeinen, daß ich endlich in diser Sachen resolviren solle. Das Votum dieser .Kommission für türkische Angelegenheiten' vom 21. Mai genügte Leopold I. jedoch immer noch nicht, um zu einer politischen Entscheidung zu kommen. Er schrieb: Weilten dise sach von einer zimblichen im- portanz ist, also solle dises guetachten mir übermorgen am montag in der geheimben conferenz pro finali resolutione vorgetragen werden. Erst nach Anhörung seiner Geheimen Konferenzräte am 24. Mai kam der Kaiser zu seinem Konklusum. HHStA, Staatenabteilung [in Hinkunft: StAbt], Türkei I, K. 174, Konv. ,Mai-Juni 1700', fol. 62v und fol. 74r. 133