Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 46. (1998)

LILLA, Joachim: Die Bevollmächtigten für den Nahverkehr (Nbv) und ihre nachgeordneten Dienststellen in Österreich 1938 bis 1945

Joachim Lilla einer von beiden bewandert in der Rechnungsführung. Weiters ein Sekretär für allgemei­ne Verwaltungsarbeiten und nach Maßgabe des steigenden Geschäftsumfanges 4 bis 10 Schreibkräfte. Oberinspektor, Inspektor und Sekretär sollen ungefähr im Alter von 35 - 45 Jahren stehen.“40 Diese Zusammensetzung entsprach im großen und ganzen - abgesehen von der ziemlich hoch angesetzten Zahl der Schreibkräfte - der der bereits bestehenden Nbv- Dienstellen. Kontrovers hingegen dürfte die personelle Besetzung der Stellen der Nbv und ihrer ständigen Vertreter erörtert worden sein. In der ursprünglichen Fas­sung der Notiz, die wohl die Auffassung von Oberregierungsrat Nolde wiedergibt, war als Nbv in Wien Ministerialrat Dr. Hummel und als sein Vertreter Sektionsrat Dr. Johann Pobischer vorgesehen, beides Beamte des österreichischen Ministeriums für Handel und Verkehr. Nbv in Salzburg sollte der ständige Vertreter des Nbv München, Regierungsbaurat Dr. Ing. Erwin Deischl werden, sein Vertreter „ein Beamter aus der Ostmark mit juridischer Vorbildung“. In der von Sektionschef Ing. Moriz Prinz41 dann revidierten Fassung der Notiz liest es sich dann aber ganz an­ders: .für den Bevollmächtigten in Wien bzw. Salzburg sind Min. Rat Dr. Hummel und Sekt. Rat Dr. Pobischer in Aussicht genommen, wobei bemerkt wird, daß beide sich für den Wiener Posten bewarben; für Salzburg - falls für dort ein Beamter aus der Ostmark nicht vorhanden sein sollte - wurde der Stellvertreter des Bevollmächtigten in München Dr. Ing. Deischl als Leiter vorgeschlagen, dem ein Beamter aus der Ostmark mit juridi­scher Vorbildung als Vertreter zuzuteilen wäre.“42 Bemerkenswert an diesem Vorgang ist, daß es Sektionschef Prinz anscheinend gelungen ist, den vom Reichsverkehrsministerium anscheinend favorisierten (und möglicherweise als Aufpasser für die Nbv in Österreich gedachten) Dr. Deischl als Nbv in Salzburg zu verhindern43. 40 AdR, BMfHuV/Verkehrssektion, MfWuA: ZI. 42.743-IV/1938. Die kursiv gesetzten Worte wurden von Sektionschef Prinz handschriftlich ergänzt. 41 Seit 1. April 1937 mit der Leitung der Verkehrssektion betraut, am 31. August 1938 in den Ruhestand versetzt. 42 Ebd. Der ursprüngliche Wortlaut war: „Für den Bevollmächtigten und dessen Vertreter sind in Wien Min.Rat Dr. Hummel als Leiter und Sekt.Rat Dr. Pobischer als Vertreter in Aussicht genommen, in Salz­burg - falls für dort ein Beamter aus der Ostmark nicht vorhanden sein sollte — der Stellvertreter des Be­vollmächtigten in München Dr. Ing. Deischl als Leiter und ein Beamter aus der Ostmark mit juridischer Vorbildung als Vertreter.“ 43 Die Tatsache, daß Deischl für Salzburg vorgesehen war, ist in den beiden Personalakten Deischls (der im Reichsverkehrsministerium und der in München geführten, beide DB-ZPa) nicht aktenkundig. Die recht exponierte Funktion Deischls in der Nbv-Organisation mag folgende biographische Skizze veranschauli­chen: Dr. Ing Erwin Deischl (10. Juli 1904-11. Oktober 1987), 1933 Reichsbahnbaumeister, 1. Juli 1935 Reichsbahnrat, 1. Mai 1938 (aus dem Reichsbahndienst ausgeschieden) Regierungsbaurat, 1. Januar 1940 Oberregierungsbaurat, 1. November 1941 Ministerialrat; November 1933 RZA München und be­triebspraktische Ausbildung, 1 März 1935 bis Mai 1936 Hilfsarbeiter Reichsbahndirektion (in Hinkunft: RBD) München (Dez. 47, Oberbau), 25. Mai 1936 Versetzung zur RBD Breslau, 15. Juni 1936 Vorstand des Neubauamtes Wartenberg, 1936 - 1938 von der RBD Breslau abg., 1. Oktober 1936 Stellv. Nbv München, September 1938 vorübergehend Nbv Ost I in Regensburg, 1938 Reichsverkehrsreferent bei der Kanzlei des Führers als Sonderauftrag der NSDAP auf dem Gebiet des Verkehrswesens, 1. August 1939 m. d. W. d. G. des Nbv München beauftragt, 1940 bis April 1941 Nbv München, 1. Mai 1940 zugleich Verbindungsreferent des RVM (Abt. K) zur Kanzlei des Führers, 22. April 1941 RVM (Ref. K 43), Ende Mai 1942 bis auf weiteres beurlaubt, 30. Mai 1942 zur Wehrmacht eingezogen, 1943 als Kraftfahrer 156

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