Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 46. (1998)

LEHNER, Monika: Die Errichtung des k. u. k. Gesandtschaftspalais in Beijing (1896–1900)

Nach Blatt N° I22 lag das vorgesehene Territorium23 an der südöstlichen Ecke der Kreuzung der Tung Ch’angan Chie [Dong Chang’anjie] mit der T’aich’i ch’ang [Taijichang Dajie], schräg gegenüber dem Gebäude des Inspector General of Cu­stoms. Damit lag die k. u. k. Gesandtschaft zwar etwas abseits von den übrigen Ge­sandtschaften, die sich an der Tung Chiao Min Hsiang/Legation Street [Dongjiaomin Xiang] und am Kanal, der aus der „Verbotenen Stadt“ herausführte gruppierten, lag aber eindeutig im Gesandtschaftsviertel. Noch exponierter war lediglich die belgi­sche Niederlassung, die nördlich der Tung Ch’angan Chie [Dong Chang’anjie] an der Haitai Mén Ta Ch’ie [Hadamen Dajie; heute: Chongwenmen Neidajic]24. [siehe Abb. 1] Auf dem „Block Plan“ (Blatt N° 2)25 ist die Lage der einzelnen Häuser auf dem Territorium deutlich gemacht. Der Haupteingang mit dem Pförtnerhaus sollte an der T’aich’i ch’ang [Taijichang Dajie] sein, wo das Grundstück rund 135 Meter lang war26. Die nördliche Front (an der Dong Chang’an Jie) sollte 331 Fuß (104,265 m) lang sein, [siehe Abb. 2] Auf diesem - mehr oder weniger - rechteckigen Grundstück sollte im Nordosten auf einer kleinen Erhebung27 das Palais für den Gesandten gebaut werden, im Süd­osten die Gebäude für die Eleven/Beamten und den Gesandtschaftssekretär. Die Residenz des Gesandten war als zweigeschossiges Palais geplant, an dessen Rückseite L-förmig der eingeschossige Küchentrakt und die Dienerquartiere ange­baut werden sollten28. Die Vorderfront des Palais’ war rund 48 Meter lang, das Haus (ohne Wirtschaftsgebäude) ca. 14 Meter tief - beide Angaben inklusive der Veranda, die das Haus über beide Geschosse an drei Seiten umgeben sollte. Im Erdgeschoß sollten die „offiziellen“ Räumlichkeiten, das Büro des Gesandten, Räumlichkeiten für Empfänge, der Speisesaal etc. liegen, im ersten Stock die Wohnung des Gesand­ten. [siehe Abb. 3] Die Errichtung des k. u. k. Gesandtschaftspalais in Beijing (1896-1900) HHStA, AR, Fach 6/28, 6-Peking-l/l 1, fol. 30'. 23 Die Gesandtschaft wurde schlußendlich auf diesem Territorium errichtet, da jedoch der Ankauf zum Zeitpunkt der Erstellung der ersten Pläne noch nicht sicher war, sind die Angaben in den Erläuterungen zu den Plänen im Konjunktiv gehalten. 24 Die Straßennamen sind in der in HHStA, AR, Fach 6/28, 6-Peking-l/ll, fol. 30' verwendeten Schreib­weise angegeben. Die in Klammem [ ] beigefugten Transkriptionen geben den heutigen Straßennamen nach Beijing. China Regional Map. Central Beijing 1:15 000. Periplus Travel-Maps. Hong­kong o. J. an. 25 HHStA, AR, Fach 6/28, 6-Peking-l/l 1, fol. 3lr. (Rosthom an MdÄ, N° IV, Shanghai 1896 November 9). 26 Das Grundstück maß direkt an der Taijichang Dajie 493 Fuß (126,94m), im Süden sprang das Grund­stück 66 Fuß von der Straße zurück und war noch einmal 30 Fuß lang (9,48 m). Auf dem Plan wird als Umrechnungsfaktor angegeben: 1 chinesischer Fuß entspricht 0,315 Meter. (HHStA, AR, Fach 6/28, 6- Peking-1/11, fol. 31'). 27 „Die Lage des Hauptgebäudes ist durch den Umstand bestimmt, dass etwas mehr als ein Viertheil des Grundes, u[nd] zw[ar] der nordoestliche Theil desselben, eine Erhöhung bildet, welche sich vorzüglich da­zu eignet dem Hauptgebäude als Unterlage zu dienen.“ (HHStA, AR, Fach 6/28, 6-Peking-l/l 1, fol. 27'). 28 HHStA, AR, Fach 6/28, 6-Peking-l/l 1, fol. 32'. („Blatt N° 3: Ministers Residence“ bei Rosthom an MdÄ, N° IV, Shanghai 1896 November 9). 129

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