Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

EDEL, Andreas: Johann Baptist Weber (1526–1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jahrhundert

16. Jahrhunderts in Memmingen nachweisbar, so daß sie in der oberschwäbischen Reichsstadt familiäre Beziehungen gehabt haben könnte24. Ebenso spärlich sind die Hinweise über den sozialen Hintergrund der Familie. Die Tatsache, daß nicht nur der Vater, sondern auch zwei seiner Söhne studierten, könnte darauf hinweisen, daß die Webers aus gesicherten Verhältnissen stammten und sich vor allem als Mediziner ein gewisses Sozialprestige erwerben konnten - von den nachweisbar studierten Mitgliedern der Familie fielen lediglich Johann Baptist Weber und seine Nachkommen als Juristen aus der Reihe. Die Angabe Heinrich Pantaleons, der Reichsvizekanzler sei „honestis parentibus natus“25, bedeu­tet nicht unbedingt einen vermögenden Hintergrund, wohl aber ein gewisses Anse­hen der Familie, das den Söhnen, wie noch zu zeigen sein wird, den Zugang zu den höchsten Kreisen benachbarter Reichsstädte eröffnete. Von Webers Geschwistern können lediglich sein Bruder Cyriak Weber und seine Schwester Ursula sicher nachgewiesen werden. Der nur zwei Jahre ältere Cyriak studierte seit 1538 fast gleichzeitig mit Johann Baptist Weber an der Universität Ingolstadt und dann in Italien. Doch folgte er mehr den Spuren des Vaters und wurde nach dem abgeschlossenen Medizinstudium Stadt- physicus in Landsberg/Lech26. 1563 wirkte er zeitweise in Memmingen, wo er sich aber offensichtlich nicht niederließ27. Noch nicht fünfzigjährig starb er 157228 29. Webers Schwester Ursula wurde 1522 geboren. Sie ist vor allem durch ihren Sohn, Dr. Cyriak Lutz de Clas, bekannt, der ebenfalls Medizin studierte und seit 1571 als Professor an der Universität Ingolstadt lehrte25. Von diesem stammen auch Hinweise auf weitere Verwandte Webers, die im Zeitraum zwischen 1522 und 1530 geboren wurden. Doch sind die genauen genealogischen Zusammenhänge im Einzelnen nicht mehr rekonstruierbar30. Johann Baptist Weber (1526-1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen 4 Veit, Otto: Ein Memminger Bürgerverzeichnis 1551-1638. Kempten 1956 (Allgäuer Heimatbücher 57, Alte Allgäuer Geschlechter 36), S. 49 (Hans Jacob Schedler, 1593), S. 105 (Matthias Schedler, 1594). 25 Pantaleon, Heinrich: Prosopographiae heroum atque illustrium virorum totius Germaniae. Teii 3. Basel 1565, S. 505. 26 Matrikel Ingolstadt 1/1, Sp. 545 Z. 33. Die Angabe Mederers, daß die Brüder 1538 gleichzei­tig immatrikuliert worden seien, ist offensichtlich eine Verwechslung (Annales I, S. 32,162). Denn Johann Bapist wurde erst am 14. November 1541 in die Matrikel eingetragen (wie Anm. 46). 27 Dr. Cyriak Weber d. J. wirkte an der Abfassung der städtischen Apothekenordnung vom 20. August 1563 mit, vgl. StdA Memmingen, A 402/2, unfol. ln den Memminger Bürgerverzeichnissen und Pfarrbüchem wird Weber nicht erwähnt. 28 „Liber precatorius“ (wie Anm. 8). Die Angabe bei Siebmacher (wie Anm. 11), daß der Vater Cyriak Weber d. Ä 1549 in Augsburg in zweiter Ehe eine Regina Honold geheiratet habe, beruht offensichtlich auf einer Verwechslung, da er zu diesem Zeitpunkt, wenn er denn noch lebte, bereits 79 Jahre alt gewesen wäre. Vielleicht handelt es sich in der von Siebmacher benutzten Quelle um Johann Baptist Webers Bru­der. Der Name Honold ist jedenfalls Anfang des 17. Jahrhunderts in Memmingen noch nachweisbar, Veit: Bürgerverzeichnis, S. 123 (Barbara Honold, 1605). Zur Augsburger Familie Honold v. a. Roth, Friedrich: Augsburgs Reformationsgeschichte. 3 Bde. München 1901-1907, hier Bd. 3, S. 193 u. ö. 29 Mederer: Annales I, S. 162; Kobolt, Anton Maria: Baierisches Gelehrten-Lexicon [...]. Landshut 1795, S. 418 f. 30 Das „Liber precatorius“ (wie Anm. 8) erwähnt neben den bereits Genannten noch einen Georg (geb. 1528, gest. 1572) und eine Barbara Weber (geb. 1530, gest. 1562), wobei es sich dabei aber auch um Seitenlini­en handeln könnte. Die ebenfalls darin aufgeftihrten Sebastian (geb. 1495), Jakob (geb. 1497) und Johan­115

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