Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

EDEL, Andreas: Johann Baptist Weber (1526–1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jahrhundert

Andreas Edel Dagegen konnte eine Verbindung der Familie Johann Baptist Webers mit dem ebenfalls aus Schwaben stammenden Komponisten Carl Maria von Weber, dessen Sohn Max Maria seine Ursprünge auf die oberschwäbischen Besitzungen der Webers zurückführte, von der musikwissenschaftlichen Forschung eindeutig widerlegt wer­den31. Johann Baptist Weber heiratete in noch jungem Alter in erster Ehe eine Anna Rentz, deren Vater Konrad Rentz Kanzler des Hochstifts Augsburg war32. Aus der Familie der Mutter, Anna Gienger, stammte der 1529 in kaiserliche Dienste getrete­ne, nachmalige Kanzler und führende Berater König Ferdinands I. und Kaiser Ma­ximilians II., Dr. Georg Gienger33. Der spätere habsburgische Landvogt in Schwa­ben, Georg Ilsung von Tratzberg, war mit einer Tochter der Familie verheiratet. Doch verstarb Webers erste Ehefrau bereits früh, so daß sich diese für Webers Kar­riere überaus forderlichen Familienbeziehungen vorerst wieder lockerten. Dem ent­sprechend hat Georg Gienger seinen oberschwäbischen Landsmann am Kaiserhof auch nicht als seinen Schwager bezeichnet. Am 15. Mai 1553 verehelichte sich Weber zum zweiten Mal, und wieder war es eine hochangesehene oberschwäbische Familie mit hervorragenden überregionalen Verbindungen, in die er einheiratete34. Sybilla Langenmantel stammte väterlicher­seits aus dem im internationalen Großhandel zu erheblichem Vermögen und Grund­besitz gelangten, alten Augsburger Patriziergeschlecht der Langenmantel vom dop­nes Weber (geb. 1498) könnten möglicherweise Brüder oder Neffen von Cyriak Weber d. Ä. gewesen sein. Im Taufbuch einer Memminger Pfarrei findet sich im Juli 1533 der Registereintrag einer Dorothea, Toch­ter des Doktor „Zwyrky“ (Archiv des Pfarramtes St. Martin, Memmingen, Taufbuch der evangelisch­lutherischen Pfarrkirche zu Unserer lieben Frau 1533-1587, fol. 3). Ob diese Angabe sich auf Dr. Cyriak Weber d. Ä. bezieht, der zu diesem Zeitpunkt im Alter von 63 Jahren bereits recht betagt war, ist unsicher. Sein Sohn Cyriak war dagegen erst 9 Jahre alt. 31 Vgl. Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland. Bd. 4. Regensburg 1866, S. 162; Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, hrsg. von Emst Heinrich Kneschke [in Hinkunft: Kneschke: Adels-Lexicon], Bd. 9. Leipzig 1870, S. 493; Warrack, John: Carl Maria von Weber. Eine Biographie. Hamburg-Düsseldorf 1972 (engl. 1968), 5. 20 f. Carl Maria von Weber stammte in Wirklichkeit von Hans Georg Weber (gest. 1704), einem Mühlenarbeiter in Stetten am kalten Markt, ab. Im Besitz der Familie Johann Baptist Webers war dagegen das Dorf Stetten/Niederösterreich (Verwaltungs- und Gerichtsbezirk Komeuburg). 32 Steuer, Peter: Die Außenverflechtungen der Augsburger Oligarchie von 1500 bis 1620. Studien zur sozialen Verflechtung der politischen Führungsschicht der Reichsstadt Augsburg. Augsburg 1988 (Materialien zur Geschichte des Bayerischen Schwaben 10), S. 102 f. und 235 f., der aber irrtümlich Le­bensdaten der Kinder mit denen des Vaters verwechselt hat (z. B. bezüglich der Ehen). S. auch Dersel­be: Augsburger Oligarchie und kaiserlicher Hof (1550-1620). In: Zeitschrift des Historischen Vereins von Schwaben und Neuburg [ZHV Schwaben] 82 (1989), S. 65-80, hier 75; anders Siebmacher (wie Anm. 11), dessen Angaben aber nicht immer zuverlässig sind. 33 Zu Georg Gienger Lanzinner: Berater, S. 298. Ein Zusammenhang mit der aus Lindau bzw. Kronen­berg stammenden Familie Gienger, von der zwei Mitglieder 1585 und 1587 das Memminger Stadtbürger­recht erlangten, ist nicht nachweisbar. Ein Nachkomme dieser Familie, Johann Vitalin Gienger, übersiedel­te 1607 nach Wien und trat dort vermutlich in kaiserliche Dienste ein, vgl. Veit: Bürgerverzeichnis, S. 44, 46, 57. 34 S iebmacher (wie Anm. 11) und Steuer: Oligarchie (wie Anm. 32). 116

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