Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

HÖDL, Sabine: Eine Suche nach jüdischen Zeugnissen in einer Zeit ohne Juden. Zur Geschichte der Juden in Niederösterreich von 1420 bis 1555

Hering, Gunnar: Die politischen Parteien in Griechenland 1821-1836. Bd. 1. 2. München: Oldenbourg 1992. Bd. 1. 2. 1252 S. Als Ziel der zweibändigen Abhandlung bezeichnet der Autor, die Entstehung und den Zerfall von Parteien zu beschreiben, ihre ideologischen Positionen, Programme, implizite Ziele und praktisch-politische Entscheidungen. Der erste Band umfaßt die Parteiengeschichte von 1836 bis zirka 1894, der zweite von 1894 bis 1936. In der Einleitung des Werkes wird vom Verfasser das Wesen der griechischen Parteien unter Einbeziehung der Meinungen bedeutsamer Historiker und Juristen erklärt. So zum Beispiel stellte Friedrich Wilhelm Thiersch (1784-1860) die Hypothese auf - die übrigens noch heute Gültigkeit besitzt -, daß die griechischen Parteien aus Klientelverbänden bestünden. Thiersch betrachtete dieses System als die natürliche und notwendige Organisationsform, stellt jedoch in seiner Person als Prinzessi- nenerzieher am Hofe der Wittelsbacher den Thron in den Mittelpunkt des politischen Geschehens. Georg Ludwig von Maurer (1790-1872), der Mitglied der griechischen Regent­schaft Ludwig I. war, formulierte die These vom egoistischen Machtstreben, dem die politischen Gruppierungen dienten. Aber auch griechische Denker kommen hier zu Wort. In seiner monumentalen Ge­samtdarstellung der neugriechischen Geschichte vermerkte Pavlos Karolidis, daß er seine Heimat Griechenland nicht zu Europa zähle, und daß Europa den Charakter verderbe. Der Parlamentarismus sei - so Karolidis - der Hauptfeind der Nation. Eine geraffte Parteiengeschichte verfaßte Grigorios Dafnis, die frei von Ressenti­ments war. Er beginnt seine wissenschaftliche Erörterung erst nach der Konstitutio- nalisierung der Monarchie im Jahre 1843. Die Verbundenheit des Weges des Parteiensystems mit der demokratischen Ent­wicklung und dem politischen Leben des neuen Staates betont Chariton Korizis. Im zweiten Kapitel behandelt Hering die Genesis politischer Strömungen und Parteien in Griechenland. Während zunächst den Klientelverbänden, die sich voral­lem auf der Peloponnes (Morea), in Rinnelien, auf den ägäischen Inseln (Spórádén, Kykladen und Dodekanes) Augenmerk geschenkt wird, behandelt der Verfasser anschließend die für die neue griechische Geschichte wesentliche Epoche von der Republik zur Monarchie sowie den Beginn der griechischen Parteien, die stark durch europäische Leitbilder geprägt waren. Nicht verwunderlich erscheint es daher, daß auch die Namen der Parteien „europäisch“ waren. So finden wir in der griechischen Parteienlandschaft des 19. Jahrhunderts die „englische“, die „russische“ und die „französische“ Partei. Das Jahr 1844 brachte Griechenland die erste Verfassung und somit die Konstitu­ierung einer Nationalversammlung, deren Arbeit durch die drei Parteiführer geleitet wurde, wobei jedoch angemerkt werden muß, daß diese Verfassung von vorne herein Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45/1997 - Rezensionen 361

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