Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

AGSTNER, Rudolf: Von Chandos House zum Belgrave Square. Österreichs Botschaft in London 1815–1997

Rudolf Agstner rend eines kalten Winters geradezu unbewohnbar sind Deym schlug auch noch andere Reparaturen vor, so daß sich die Gesamtkosten auf 205 LSt.. 7 sh. beliefen. „Ein weiteres dringendes Bedürfnis wäre auf der Botschaft die Anlage eines Lifts, welcher auf keiner anderen Botschaft in London fehlt“. Deym holte auch dazu einen Voranschlag über 287 LSt. 15 sh. ein, sah aber davon ab, den Einbau eines Lifts zu beantragen61. Die Anlage der Warmwasserheizung und die Reparaturen wurden schließlich im Februar 1903 von Harrods Stores Ltd. - Building, Decorating and Sanitary Engineering Department durchgeführt. Die Kosten betrugen schlußendlich 212 LSt. 6 sh. Als Deym erkrankte und sich auf seine Güter zurückzog, leitete interimistisch Ge­sandter Albert Graf Mensdorff-Pouilly-Dietrichstein die Geschäfte der Botschaft. Graf Mensdorff war ein Cousin zweiten Grades von König Edward VII.62, was ihn für den Londoner Posten prädestinierte. 1903 lenkte er 63, kurz vor seiner Bestellung zum k. u. k. Botschafter, die Aufmerksamkeit des Ballhausplatzes auf „den ungün­stigen baulichen Zustand des Botschaftshauses... “ und regte an, daß gerade jetzt, wo das Gebäude imbewohnt ist, die notwendigen Renovierungsarbei­ten am besten durchgeführt werden könnten ... Der gegenwärtige Zustand des Gebäudes und eines Teiles des Inventars ist durch natürliche Abnutzung veranlaßt und durch die Einwirkung der zerstörenden Feuchtigkeit und des alles beschmutzenden Londoner Ru­ßes noch beschleunigt und verschlechtert worden. Das Bedenklichste ist aber der Zustand des oberen Teiles des Gebäudes. Die Wände und Plafonds zeigen sichtbare Sprünge; das Holz der Fenster, Türen, Geländer usw. ist stellenweise vermorscht. Das Dach soll auch schon einige Lücken haben. Ebenso reparaturbedürftig sind die Kanzleien und das Sou­terrain. Nebstdem ist es dringend notwendig, das Haus selbst von außen neu streichen zu lassen, da es bereits jetzt von den übrigen Häusern von Beigrave Square durch seine schmutzige Farbe absticht ... Mensdorff ersuchte um Entsendung des Hausarchitekten des Ballhausplatzes, Bau­rat Pokorny, der das Gebäude im Dezember 1903 einer genauen Untersuchung un­terzog und folgendes Gutachten64 erstellte, das Botschafter Deym kein allzu gutes Zeugnis ausstellt; Der Gesamteindruck des gegenwärtigen Zustandes ist der einer jahrelangen Verwahr­losung, welche in dem hiesigen feuchten und rauchgesättigten Klima sich mehr als ir­gendwo manifestiert. Bauliche, besorgniserregende oder gar das Gebäude gefährdende Mängel wurden jedoch nicht vorgefunden ... Die Restaurierung des Hauses erheischt demnach keine Konstruktion, ernstliche bauliche Vorkehrungen, wohl aber eine Unzahl von Herstellungs- oder Instandhaltungs-Arbeiten, welche, an und für sich nicht sonderlich bedeutend, bei deren übergroßer Menge größere Kosten erfordern werden. Baurat Pokorny errechnete an Kosten für erforderliche bauliche Arbeiten 1411 Lst. 18 sh., für Herstellung und Komplettierung der Einrichtungsgegenstände Erst bei der Restaurierung bzw. Umbau 1949 wurde ein Lift eingebaut. Mensdorffs Großmutter väterlicherseits, Sophie Prinzessin von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1778— 1835) und Edwards VII. Großvater väterlicherseits, Herzog Emst I. von Sachsen-Coburg-Saalfeld (1784-1844) waren Geschwister. 63 HHStA Wien, AR, Fach 6/65, Bericht Nr. LXXV A-E an MdÄ vom 7. 12. 1903. 64 Ebenda, Bericht Nr. LXXIX-B an MdÄ vom 18. 12. 1903, Beilage: Gutachten Pokomys vom 17. 12. 1903. 18

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