Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
AGSTNER, Rudolf: Von Chandos House zum Belgrave Square. Österreichs Botschaft in London 1815–1997
Von Chandos House zum Beigrave Square. Österreichs Botschaft in London 1815-1997 Dienerschaft gewaschen und geweißt werden, desgleichen die Küchen- und Wasch- räume, Closets, Vorratskammern und dergleichen. Nicht zu umgehen ist auch die Reinigung der Wände etc. des Haupt-Treppenhauses sowie der Dienerschaftstreppe und Corridore Im Jahre 1900 wurde im Botschaftspalais für Kosten von 13 LSt. 2 sh. 6 p. ein Telefon installiert: Durch die immer mehr zunehmende Anzahl von Häusern und Ämtern, welche untereinander telefonisch verbunden sind, ist der Umstand, daß die k. u. k. Botschaft kein Telefon besitzt, immer fühlbarer geworden und es hat sich geradezu die Notwendigkeit herausgestellt, eine Telefonstelle ... zu errichten.” Im selben Jahre wurde auch erstmals „zu Versuchszwecken“ eine Schreibmaschine „einfachen Typus mittleren Preises“ für die Botschaftskanzlei angekauft, 1903 kam eine zweite hinzu. 1910 verfügte die Botschaft schon über 4 Schreibmaschinen, davon 2 neue Underwood und 2 alte. Für 1901 beantragte Deym den Anstrich der vorderen Fassade und Anstrichs- und Reparaturarbeiten in der Tafelgeschirrkammer, Wein- und Kohlenkeller, Pferdeställen, Wagen-Remisen und der Kutscherwohnung (Kostenpunkt 110 LSt.)57 58 59 60. Das Haus am Beigrave Square war zwar herrlich anzusehen, im Winter darin zu wohnen war offenbar kein Vergnügen, wie einem Bericht Deyms von 1902 entnommen werden kann55: Seit den langen Jahren, in welchen sich die Botschaft... im Hause am Beigrave Square befindet, habe ich und auch mein Vorgänger Graf Kárloyi den Übelstand oft sehr peinlich empfunden, daß die in dem rückwärtigen Flügel des Hauses befindlichen Räume ... bei Frostwetter nicht zu erheizen sind. In diesem Flügel befindet sich mein Schreibzimmer, mein Schlafzimmer und das Toilettezimmer meiner Gemahlin. Die Temperato der letzteren Zimmer konnte bisher ... nie über 10 Grad Reaumur gebracht werden“. Dieser Umstand hat bereits meinen Vorgänger veranlaßt, während der Wintermonate ein Haus am Lande zu bewohnen und war mit ein hauptsächlicher Grund weshalb meine Gemahlin es vermied die Wintermonate in London zu verbringen. Während ich nun im Winter allein wohne ziehe ich in einen oberen Stock und benütze die in diesem Flügel befindlichen Zimmer gar nicht. Es ist dieses aber selbstverständlich sehr unbequem und hat auch uns genötigt, wenn meine Gemahlin den Winter in England verbrachte, ein Haus am Lande zu mieten. Das Stiegenhaus wird nur durch ein offenes Kaminfeuer erwärmt, das selbstverständlich bei kaltem Wetter nicht genügt, um die Luft zu erwärmen ... Deym beantragte daher die Ermächtigung eine Warmwasserheizung einzubauen, „wie sie hier in beinahe allen Botschaftsgebäuden ... und auch kürzlich in der Deutschen Botschaft angelegt wurde ...“ und hoffte, daß „durch diese Anlage das Botschaftsgebäude für immerwährende Zeiten eine wesentliche Verbesserung erfahren und der Übelstand behoben wird, daß gerade die notwendigsten Wohnräume wäh57 HHStA Wien, AR, Fach 6/65, Bericht Nr. LXI an MdÄ vom 7. 8. 1900. 58 Ebenda, Bericht Nr. CVII-D an MdÄ vom 21. 12. 1900. 59 Ebenda, Bericht Nr. CXV11I-A-B an MdÄ vom 28. 11. 1902. 60 Entsprechen 12,5° Celsius; über 90 Jahre später hatte sich daran wenig geändert: „Das Wohnzimmer (study) der Privatwohnung ist besonders bei Wind und Kälte nicht auf über 16 Grad heizbar, der mittlere Heizkörper müßte durch ein stärkeres Gerät ersetzt werden.“ (Botschaft London ZI. 2.09.01/1/96: Administrativer Abschlußbericht an BMfaA vom 6. 7. 1996). 17