Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
EDEL, Andreas: Johann Baptist Weber (1526–1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jahrhundert
Andreas Edel eigenen oder an auswärtigen Dienstorten, zu denen intensive gesellschaftliche und familiäre Beziehungen bestanden. In diesem Falle konnten Standesunterschiede zwischen altem Adel und neuem Dienstadel, zwischen österreichischen Räten und oberschwäbischem Patriziat tatsächlich zurücktreten. Selbst wenn der Erwerb eines Edelmannsgutes und der Eintritt in den landständischen Adel gelang, bedeutete dies allerdings noch lange nicht, daß die alteingesessenen österreichischen Geschlechter einen Emporkömmling aus bürgerlichen Verhältnissen sofort als gleichrangig annehmen wollten, zumal seine Position am Hof als eine starke Konkurrenz empfunden werden mußte. Das Konnubium innerhalb der eigenen Gruppe mag ein Indiz hierfür sein, ebenso wie die immer deutlichere Abgrenzung eigener Wohnviertel zwischen Dienst- und Altadel, die sich in Wien im 17. Jahrhundert bemerkbar machte365. Andererseits war damit noch nicht ausgeschlossen, daß ein solchermaßen ausgegrenztes Geschlecht in der Enkel- oder Urenkel-Generation schließlich doch satis- faktionsfahig wurde. So gelang es der Familie Weber, wenn auch erst nach fünf Generationen, in das Geschlecht der Grafen von Abensperg und Traun einzuheiraten, wobei der Ehemann der letzten Tochter aus dem Hause Weber, mit der die direkte männliche Linie ausstarb, bezeichnenderweise wiederum ein hoher kaiserlicher Beamter war366. VIII Johann Baptist Weber starb am 23. April 1584 im Alter von 57 Jahren und wurde in der Kirche des Augustinerklosters zu Wien in unmittelbarer Nähe seiner früheren Wirkungsstätte an der Hofburg beigesetzt367. Seine Grabstätte lag vermutlich in der erst 1932 entdeckten, heute nicht mehr zugänglichen Unterkirche, die im 16. Jahrhundert als Gruftanlage diente368. Da die Augustinerkirche eine der bevorzugten Lichtenberger: Die Wiener Altstadt (wie Anm. 354). 366 Angeli: Bisamberg, S. 3 f. 367 Das genaue Todesdatum und der Begräbnisort ergeben sich aus einer durch die beiden Söhne Webers, Johann Baptist d. M. und Otto Cyriak, am 30. April 1584 ausgestellten Urkunde, mit der die Bestattung Webers und die Stiftung eines Jahrtages für den Tag des heiligen Georg in der Wiener Augustinerkirche bestätigt wurden (Schloßarchiv Maissau, Urkunden, Reihe I, Nr. 118 [nach dem Archivbehelf im NÖLA Wien], sowie die Abschrift im Archiv des Konventes, „Fundationen unseres Klosters und Gottshauses S. Augustini, bei unserer lieben Frauen Loreto allhier in Wien auf Ewigwährent betreffend“. Ich danke dem Archivar des Konvents, Frater Albin Scheuch OSA, für seine freundlichen Mitteilungen). In der Urkunde der beiden Söhne wird eine Dreikönigs-Kapelle als Begräbnisort angegeben. Da in der Unterkirche ein Altar stand, auf dem als Antependium die Anbetung der heiligen drei Könige dargestellt war, könnte diese Gruftanlage gemeint sein. Es könnte sich aber auch um eine der vielzähligen Kapellen in der Hauptkirche bzw. am Kreuzgang handeln, die als Grablegen von Adelsfamilien dienten, vgl. Schnerich, Alfred: Wiens Kirchen und Kapellen in kunst- und kulturgeschichtlicher Darstellung. Zürich [u. a.] 1921 (Amalthea-Bücherei 24/25), S. 86-93; Missong, Alfred: Heiliges Wien. Ein Führer durch Wiens Kirchen und Kapellen. Wien 1948, S. 44; Baudion, Wolfgang J.: Steinerne Zeugen des Glaubens. Die heiligen Stätten der Stadt Wien. Wien [1988], S. 39-42; ungenau die Angaben in Origio [sic!], progressus et memorabilia ecclesiae Caesareae S. P. Augustini Viennae [...]. Wien [1711], S.67, daß sich die Grabdenkmäler „praeter cryptam Augustorum de Domo Austriaca cordium“ befunden hätten. Denn diese Ortsangabe bezieht sich auf die erst 1627 gebaute, dann 180