Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

EDEL, Andreas: Johann Baptist Weber (1526–1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jahrhundert

Grabkirchen für hohe Bedienstete des Wiener Hofes war369, überrascht es nicht, daß Weber hier und nicht in der Schloßkapelle von Bisamberg bestattet wurde. Der Grabstein Webers ist nicht mehr erhalten, da er allem Anschein nach der Re- gotisierung der Augustinerkirche unter Kaiser Joseph II. 1784/85 zum Opfer fiel370. Die Angabe in einer vorjosephinischen Chronik der Klosterkirche, daß es sich bei Webers Grabmonument um ein „scutum ligneum pictum“ gehandelt habe371, ließe aber auf eine schildförmige, möglicherweise mit einem Wappen bemalte Holzimita­tion schließen. Dies könnte bedeuten, daß Webers Grabtafel auf den erworbenen Ritterstand hinwies, was ebenso wie die Jahrtagsstiftung durch seine Söhne „unserm Geschlecht zu Gedächtnus“ das gewachsene Sozialprestige einer aus bürgerlichen Verhältnissen stammenden Adelsfamilie bekunden sollte372. Alle männlichen Nach­kommen Webers sind im übrigen in der Augustinerkirche bestattet worden373, so daß man geradezu von der Anlage einer Familiengrablege sprechen könnte. Webers herausragende Stellung am Wiener Hof und seine guten Beziehungen zu führenden Adels- und Patrizierfamilien in Süddeutschland schienen seinem ältesten Sohn, dessen Geburtsdatum unbekannt ist374, glänzende Karriereaussichten zu eröff­nen. Wie der Vater hatte Johann Baptist Weber d. M. beide Rechte studiert und sich so für eine Laufbahn im Verwaltungsdienst qualifiziert375. Als Erstgeborener war er zudem der Hauptbegünstigte des elterlichen Erbes, wobei von der 1555 viel zu früh verstorbenen Mutter der verstreute Geld- und Grundbesitz ihrer Familie in Schwaben und vom Vater die seit 1568 Zug um Zug erworbenen Besitztitel in Niederösterreich und in der Markgrafschaft Burgau nicht unerheblich zu Buche schlugen376. Trotz dieser außerordentlich günstigen Startbedingungen konnte Johann Baptist Weber d. M. nicht eine der Position seines Vaters vergleichbare Stellung am Kaiser­hof erreichen. Zum ersten Mal trat er noch in der Regierungszeit Maximilians II. in der Begleitung einer kaiserlichen Gesandtschaft nach Konstantinopel in Erschei­Johann Baptist Weber (1526-1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen noch vom Mittelschiff an die Seite verlegte Loreto-Kapelle, in der die Herzen verschiedener Habsburger seit Ferdinand IV. aufbewahrt wurden. 369 In nächster Nähe zu Weber lagen beispielsweise die Grabsteine des 1558 verstorbenen Obersthofmeisters der Kaiserin Maria, Don Piedro Lasso, sowie von dessen Frau, Polixéna Ungnad von Sonneck, und das Grabmal des 1590 gestorbenen Leonhard von Harrach d. Ä., der als Obersthofmeister Maximilians II. und Geheimer Rat ein enger Kollege Webers gewesen war, vgl. O r i g i o, S. 67 f. Dagegen wurde Georg Sig­mund Seid in der Minoritenkirche in Wien beigesetzt (S a 1 v a d o r i: Minoritenkirche, S. 337). 370 Vgl. M i s s o n g: Heiliges Wien, S. 44. 371 Origio (wie Anm. 368), S. 68. 372 Wie Anm. 367. 373 Origio (wie Anm. 368), S. 69-76 passim. 374 Unverlässig die Angabe 1550 bei Kneschke: Adels-Lexicon 9 (1870), S. 493, der zudem drei Genera­tionen zu einer einzigen Person zusammenfugt hat. 375 Zu Johann Baptist Weber d. M. vor allem Siebmacher (wie Anm. 11). 376 Zur Sicherung seines Erbrechts wurde Johann Baptist Weber d. M. am 20. Januar 1581 zugleich mit dem Vater von Erzherzog Ferdinand von Tirol in Innsbruck mit der Herrschaft Krumbach belehnt, die er später aber zusammen mit seinem Bruder Otto Cyriak verwaltete (Schloßarchiv Maissau, Urkunden, 1/83 und 111 [nach dem Archivbehelf im NÖLA Wien]); zum Erbe seiner Mutter StdA Augsburg, Reichsstädti­sches Steuerbuch 1575, fol. 103. Das zu versteuernde Erbe wurde demnach in Münze auf über 3 094 Ta­ler geschätzt. 181

Next

/
Thumbnails
Contents