Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

EDEL, Andreas: Johann Baptist Weber (1526–1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jahrhundert

I Johann Baptist Weber wurde am 29. August 1526 geboren8. Der Geburtsort ist un­bekannt, doch kam Weber mit großer Wahrscheinlichkeit in der oberschwäbischen Reichsstadt Memmingen zur Welt, wohin seine Eltern um 1500 gezogen waren und wo sie noch 1521 in den städtischen Steuerlisten geführt wurden9. Darüber hinaus wurden sowohl Johann Baptist wie auch sein älterer Bruder Cyriak bei der Immatri­kulation zum Studium an der Universität Ingolstadt 1538 bzw. 1541 in den Matri­keln als Memminger geführt, was sich allerdings auch auf den Wohnort zum Zeit­punkt der Einschreibung beziehen könnte10 *. Die Familie stammte aus dem Schwäbischen und blieb in dieser Region über Ge­nerationen hinweg verwurzelt. Über den Großvater Webers, Jakob Weber, und dessen Frau Anna Schmorger ist nichts näheres bekannt“. Johann Baptist Webers Vater Cyriak d. Ä., der am 7. August 1470 in Weißenhorn bei Ulm geboren wurde12, hielt sich 1486/87 zum Studium an der Universität Ingolstadt auf3, das er am 20. Januar 1498 mit dem Doktorgrad der Medizin abschloß14. Nachdem er sowohl in Tübingen als auch in Ulm weitere Studien betrieben und praktische Erfahrungen als Arzt gesammelt hat­Johann Baptist Weber (1526-1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen Das Geburtsdatum Webers geht aus den über mehrere Generationen fortgeführten genealogischen Eintra­gungen in einem Gebetbuch seines Vaters Cyriak Weber hervor (Bayerische Staatsbibliothek [BSB] Mün­chen, Codex latinus Monacensis [C1M] 2772, fol. 104, „liber precatorius“). Von den vier unterschiedli­chen Handschriften können nur die Bearbeitungsspuren des Vaters sowie des Neffen von Weber, Dr. Cy­riak Lutz, eindeutig identifiziert werden. Stadtarchiv [StdA] Memmingen, A 404/1, unfol., Ulrich von Frundsberg an Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Memmingen, 1501 Juli 2; Kugler, Werner: Steuerbuch der Reichsstadt Memmingen 1521 und Abstimmungslisten der Memminger Zünfte über den Reichstagsabschied 1530. In: Memminger Ge­schichtsblätter 1964 (1965), S. 3-83, hier S. 37. Dr. Cyriak Weber wohnte demnach in der „primo stat“. Auf der allerdings fehlerhaften Abschrift einer Urkunde, mit welcher der Magistrat der Reichsstadt Memmingen Webers Sohn Johann Baptist d. M. Angaben über seine Familie bestätigte, die dieser vermut­lich zu dienstlichen Zwecken machen mußte, wird ausgesagt, daß dessen Großvater Cyriak „septuaginta ab hinc annis plus minusque“ in Memmingen gewohnt habe (Hauptstaatsarchiv [HStA] München, Äuße­res Archiv, Personenselekt 494, Weber, fol. 3, 1589 April 4). Dies würde bedeuten, daß die Familie sich noch um 1529 in der Stadt aufhielt. Diese Angaben sind jedoch unpräzise. Zudem ist die Originalurkunde, die zur Überprüfung der Abschrift herangezogen werden müßte, nicht mehr vorhanden. 10 Die Matrikel der Ludwig-Maximilians-Universität Ingolstadt-Landshut- München, hrsg. von Götz von Pölnitz. Bd. 1/1. München 1937 (in Hinkunft abgekürzt: Matrikel I n g o 1 s t a d t), Sp. 545 Z. 33 bzw. Sp. 575 Z. 36. Witting, Johann Baptist: Der niederösterreichische landständische Adel. Nürnberg 1918 (J. Siebma- cher’s großes Wappenbuch IV/4/2); ND Neustadt/Aisch 1983 (Bd. 26 des Nachdrucks), S. 526. Auf der Widmungstafel für das von Johann Baptist Weber 1568 erbaute Schloß Bisamberg in Niederösterreich werden sowohl der Vater als auch der Großvater namentlich erwähnt, vgl. Maier, Rudolf: Marktge­meinde Bisamberg. Bisamberg 1982, S. 58. 12 Vgl. die Angaben im Gebetbuch Cyriak Webers (wie Anm. 8) und StdA Memmingen, A 404/1, unfol., das Empfehlungsschreiben des Tübinger Professors IUD Martin Uranius Prenninger für Dr. med. Cyriak We­ber an den Stadtrat von Memmingen, 1500 Februar 2. 13 Matrikel Ingolstadt 1/1, Sp. 170 Z. 15. Dagegen gibt Jakob Nepomuk Mederer das Jahr 1486 an (Annales Ingolstadiensis Academiae. Bd. 1. Ingolstadt 1782, S. 32). 14 „Liber precatorius“ (wie Anm. 8). 113

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