Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

EDEL, Andreas: Johann Baptist Weber (1526–1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jahrhundert

Andreas Edel te15, wurde er 1500 von seinem Mentor, dem Tübinger Ordinarius Dr. iur. utr. Mar­tin Prenninger, für die Stellung eines Stadtarztes in Memmingen empfohlen16. Dort wirkte er nachweisbar seit 150117. Weber konnte sich als Arzt bald einen Namen weit über die Stadt hinaus machen, da er wegen seines offensichtlich anerkannten Sach- verstandes verschiedentlich auch von Adeligen in der Umgebung Memmingens in medizinischen Fragen zu Rate gezogen wurde18. Ob er dagegen dauerhaft als fest besoldeter Stadtarzt bestallt war, ist unsicher. Denn 1514 wurde dem Vogt des Klo­sters Ottobeuren, der beim Bürgermeister der Reichsstadt um die Dienste des Arztes angehalten hatte, zur Antwort gegeben, er könne über Weber verfügen, „dann der doctor hab sein aygen flaissen und sei noch frei und unverpunden gegen mein hcrrn“19 20. Ein Verzeichnis über die Besoldung der Stadtärzte, das erstmals 1516 er­stellt wurde, erwähnt jedenfalls nur seinen in diesem Jahr unter Vertrag genomme­nen Kollegen Dr. Jakob Stoppel“, der bereits 1505 zusammen mit Weber in Mem­mingen gewirkt hatte21. Über die Mutter Johann Baptist Webers, Clara Schedler, und ihre Familie kann man, da für diese frühe Zeit noch keine Tauf- oder Heiratsregister existieren, nur wenig mehr aussagen, als daß sie die Tochter des Wolfgang Schedler und einer Ma­ria Renz war22. Clara Schedler kam vermutlich aus Isny, möglicherweise stammte sie aber auch aus Memmingen23. Zumindest ist der Nachname noch am Ende des 15 Vgl. das Empfehlungsschreiben Prenningers (wie Anm. 12). Allerdings scheint Cyriak in Tübingen nicht förmlich immatrikuliert gewesen zu sein, wie es das Schreiben nahelegt. In den Matrikeln der Universität Tübingen findet sich lediglich sein Sohn Johann Baptist, allerdings zu einem Zeitpunkt, als dieser bereits Professor in Ingolstadt war (1552), vgl. Hermel ink, Heinrich: Die Matrikeln der Universität Tübingen. Bd. 1. Stuttgart 1906, S. 390, Nr. 139, 15. 16 Wie Anm. 12; zu Martin Uranius Prenninger Al 1 gemeine Deutsche Biographie [ADB] 26 (1888), S. 567 f. 17 Siehe oben, Anm. 9. 18 Ebenda, Ulrich von Frundsberg an Bürgermeister und Rat der Reichsstadt Memmingen; StdA Mem­mingen, A 404/1, unfol., B. von Stain [zum Rechtenstein], Vogt des Klosters Ottobeuren, an den Bürger­meister der Reichsstadt Memmingen, 1514 Oktober 18; Johann Graf zu Samenberg an dens., 1510 Juni 11. 19 E b e n d a. ln diesem Sinne ist wohl auch die allerdings ungesicherte Angabe in der Urkunde von 1589 zu deuten, Weber sei „in sua functione permanens propter dignitatis suae gradum ab omnibus personalibus oneribus quibus alii concives nostri grauari solent immunis“ gewesen. Diese „Immunitas“ kann sich f.m.E. nicht auf eine Steuer- und Abgabenfreiheit beziehen, wenn Weber gleichzeitig im Steuerbuch der Reichs­stadt geführt wurde (wie Anm. 9). 20 StdA Memmingen, A 404/1, unfol. Der Dienstvertrag der Stadt mit Dr. Stoppel datiert 1516 Februar 12. Zu Stoppel Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexicon [...]. Bd. 4. Leipzig 1751; ND Hildesheim 1961, S. 860. 21 StdA Memmingen, A 402/2, unfol., Beschwerdeschrift der Arzte Dr. Cyriak Weber und Dr. Jakob Stoppel über den Stadtapotheker an den Stadtrat von Memmingen, 1505. 22 Siebmacher (wie Anm. 11). 23 In der für Johann Baptist Weber d. M. 1589 vom Magistrat der Reichsstadt ausgestellten Urkunde wird über seine Mutter festgestellt, daß sie „ex issna civitate imperiali oriunda“ (wie Anm. 9). „Issna“ könnte ein Lesefehler des Kopisten für „ista“ sein, dann wäre die Geburtsstadt Memmingen, da in den vorherge­henden Abschnitten der Urkunde von dieser Stadt die Rede ist. Offensichtlich handelt es sich aber um „Isna“, den lateinischen Namen für Isny. Für diese Lesart könnte außerdem sprechen, daß Clara Schedler bereits mit Cyriak Weber verheiratet war, als dieser zu Beginn des Jahrhunderts in die Reichsstadt über­siedelte (vgl. das Schreiben Prenningers an den Stadtrat von Memmingen, Anm. 12). 114

Next

/
Thumbnails
Contents