Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

EDEL, Andreas: Johann Baptist Weber (1526–1584). Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jahrhundert

JOHANN BAPTIST WEBER (1526-1584) Zum Lebensweg eines gelehrten Juristen und Spitzenbeamten im 16. Jahrhundert von Andreas Edel Die neuere verwaltungs- und landesgeschichtliche Forschung im Bereich der Frü­hen Neuzeit war in den letzten Jahrzehnten bemüht, neben der Darstellung der be­hördlichen Strukturen auch den Ort auszumachen, den Beamte, Räte und Ratgeber im Rahmen des Entscheidungs- und Verwaltungshandelns öffentlicher Körperschaf­ten bzw. als Gruppe in der Gesellschaft einnahmen1. Dabei konnte das Bild der ad­ministrativen Aspekte frühneuzeitlicher Staatsbildung vor allem durch die unter­schiedlich gewählten Betrachtungsebenen - von der landesherrlichen Zentralverwal­tung bis hin zur Lokal- bzw. Kommunalverwaltung - und durch verschiedenartige methodische Zugänge erheblich erweitert werden, wenn es beispielsweise galt, durch prosopographische und statistische Auswertungen die landesfürstlichen Beamten enger in dem sozialen Milieu zu verorten, dem sie entstammten bzw. in das sie durch ihre Tätigkeit hineinwuchsen2. Die Bedeutung akademischer Ausbildung für diese sich im 16. Jahrhundert immer weiter vertiefende Elitenbildung kann dabei nicht unterschätzt werden3. Neben Bestrebungen, die Rolle der Beamtenschaft als Gmppe idealtypisch zu er­fassen, stand dabei stets auch der biographische Ansatz im Vordergrund, der Ver­such also, die im Allgemeinen gültigen Voraussetzungen für den Aufstieg bzw. die Tätigkeit von Beamten am Beispiel eines einzelnen Lebenslaufes zu überprüfen, ohne dabei den Blick für das Besondere, das Einzigartige und dadurch möglicher­weise wieder Stilbildende einer öffentlich wirksamen Persönlichkeit zu verlieren4. 1 Den Forschungsstand zusammenfassend die Beiträge in Deutsche Verwaltungsgeschichte, hrsg. von Kurt G. A. Jeserich [u. a.]. Bd. 1. Stuttgart 1983, sowie neuerdings Lanzinner, Maximilian: Zur Sozialstruktur der Geheimen Ratskollegien im 17. Jahrhundert. In: Staat, Kultur, Politik. Beiträge zur Geschichte Bayerns und des Katholizismus, Festschrift zum 65. Geburtstag von Dieter Albrecht, hrsg. von Winfried Beckerund Werner Chrobak. Kallmünz 1992, S. 71—88; s. auch Weber, Wolfgang: „Ein voll­kommener fürstlicher Staats-Rath ist ein Phoenix“. Perspektiven einer politischen Ideengeschichte der ho­hen Beamtenschaft. In: Zeitschrift für Historische Forschung 21 (1994), S. 221-233. 2 Beispielhaft Lanzinner, Maximilian: Fürst, Räte und Landstände. Die Entstehung der Zentralbehörden in Bayern 1511-1598. Göttingen 1980 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 61). 3 Vgl. etwa Hammerstein, Notker: Universitäten-Territorialstaaten-Gelehrte Räte. In: Die Rolle der Juristen bei der Entstehung des modernen Staates, hrsg. von Roman Schnur. Berlin 1986, S. 687-735. 4 Beispielhaft die frühe Studie von Press, Volker: Korbinian von Prielmair (1643-1707). Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen sozialen Aufstieges im barocken Bayern. Ottenhofen 1978; s. auch Persön­lichkeiten der Verwaltung. Biographien zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1648-1945, hrsg. von Kurt G. A. Jeserich und Helmut Neuhaus. Stuttgart [u. a.] 1991. 111

Next

/
Thumbnails
Contents