Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig
Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig zuführenden Parkanlagen“82. Erst am 11. Juli nahm Carl Ludwig die a. h. Entschließung seines Bruders zur Kenntnis und teilte mit, er habe Suschitzky und Förster beauftragt, „ungesäumt Projekte darüber vorzulegen, auf welche Weise die Arbeiten bei den bereits in Angriff genommenen Objekten mit Rücksicht auf die noch disponiblen Geldmittel zum Abschluß gebracht werden können“83. Später berichtete Liechtenstein dem Kaiser, der Erzherzog habe sich entschieden gegen eine Sistierung der Bauten in Ambras ausgesprochen, weil die Baustelle sich in einem Stadium befände, die es nicht erlaube, die Bauten unvollendet zu lassen. Das bisher Erreichte würde zugrunde gehen und die bisherigen Ausgaben seien verloren, „ferner weil es in den jetzigen bedrängten Zeiten von Wichtigkeit sei, daß die beträchtliche Anzahl von Leute, die bei diesem Bau jetzt Arbeit finden, nicht ihre Entlassung erhalten und dadurch wahrscheinlich beschäftigungs- und brotlos würden“84. Mitte Juli teilte Suschitzky dem Erzherzog mit, daß der Spitalkommandant auf Schloß Ambras, Major Wondrak, sich zwar gegen eine Belegung des Hochschlosses mit erkrankten Soldaten ausgesprochen habe, daß jedoch die für die Kranken bestimmten Lokalitäten durch Förster hergestellt worden seien85. „Die bereits im Inneren demolierte Kapelle wurde inzwischen in den halbmöglichsten Stand gesetzt, um darin heil [ige] Messen lesen zu können“86. Wenn auch die Baustelle mit dem Ablauf des Monats September verwaiste, so wird doch Heinrich Förster die Zeit genutzt haben, weitere planerische Vorgaben für eine eventuell Fortsetzung der Bauten anzufertigen. Besonders lag ihm die Restaurierung des Spanischen Saales am Herzen. Die damals angefertigten Zeichnungen stellte er 20 Jahre später in einem Vortrag im Architekten- und Ingenieurverein in Wien vor87. Am 15. Dezember teilte der Erzherzog dem Obersthofmeisteramt mit, daß er dem Architekten Förster Urlaub bis zum nächsten Frühjahr bewilligt habe88. In der ersten Februarhälfte 1860 war Förster bereits wieder für Ambras tätig und nach einigen Unterbrechungen nahm er Mitte April seinen Dienst wieder auf. Zur Beendigung der Arbeiten hatte die Finanzlandesdirektion noch einmal Restmittel in Höhe von 22 207 Gulden flüssig gemacht89. Förster beendete seine Tätigkeit in Ambras am 2. August I86090. Die Bauarbeiten am Schloß waren bereits Ende Mai zum Abschluß gekommen, so daß Anfang Juni 82 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck vom 5. Juli 1859. 83 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/C/2, Jg. 1859 vom 11. Juli 1859. 84 Ebenda, Rubrik 8 l/C/2, Jg. 1858, Fragment: Liechtenstein an den Kaiser ohne Datum. 85 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck vom 12. Juli 1859. 86 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck vom 30. Juli 1859. 87 Notiz in der Wochenschrift des Österreichischen Ingenieur- und Architektenvereins 4 (1879), S. 33: „Herr Architekt und Stadtbaumeister Heinrich Ritter von Förster macht Mitteilungen über die von ihm im Jahre 1859 gemachten Aufnahmen des Schlosses Ambras in Tirol und speziell des Spanischen Saales, und stellt hierzu Zeichnungen desselben aus. Es sollten damals umfassende Restaurierungen vorgenommen werden, welche aber wegen Geldmangels unterblieben“, so daß „nur ganz unbedeutende Renovierungen ausgefuhrt wurden“. 88 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/7, Jg. 1859 vom 15. Dezember 1859. 89 FA Wien, Camerale 13067 vom 19. Dezember 1860. 90 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck 1861 vom 7. September 1860. Das im kunsthistorischen Museum Schloß Ambras unter der Inv.-Nr. PA 1490 vorhandene Modell ist nach Beendigung der Arbeiten 107