Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)

BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig

Gerd Braun der Erzherzog die Abnahme des Baus durch die zuständigen Unterbehörden emp­fahl91. (Abb. 8) Diese sogenannte „Kollaudierung“ fand in Anwesenheit des Archi­tekten am 11. Juli an Ort und Stelle statt, Grundlage hierfür waren die vom Obersthofmeisteramt am 5. Oktober 1858 vidierten 22 Pläne, die von Förster ange­fertigten Kostenvoranschläge sowie neun Ergänzungspläne über die „wirklich ausge­führten Bauten mit den vorgekommenen Abänderungen von den Originalplänen“. Bis Ende Mai war nach dem Kollaudierungsprotokoll durch den Architekten Förster der Zugang zum Hochschloß durch eine Auffahrtsrampe ersetzt worden. Im Inneren des Hochschlosses wurden im ersten Stock der Fußboden teilweise erneuert, Vertäfe­lungen angebracht und Fenster und Türen neu hergestellt. Die Kosten hierfür hatte der Erzherzog vorschußweise aus eigener Tasche bezahlt. Im zweiten und dritten Geschoß wurden keine Veränderungen vorgenommen. Das vierte Geschoß erhielt einen neuen Uhrturm. In der Kapelle wurde das Oratorium beseitigt. Entsprechend den vidierten Plänen war das alte Vorschloß abgebrochen und an seine Stelle ein Neubau getreten. Für die Ambraser Sammlung wurden nur unbedeutende Baumaß­nahmen ausgeführt. So erhielt ein Dachstuhl eine Verstärkung durch Einziehen eines „amerikanischen Gitterbalkens“! Hergestellt wurden auch die Beamtenwoh­nungen für die Schatzkammerlokalitäten. Seit Oktober 1858 waren für die Herstel­lung in Ambras 88 562 Gulden ausgegeben worden. „Im allgemeinen“, stellte die Kollaudicrungskommission fest, „läßt sich nicht verkennen, daß die ausgeführten Arbeiten, zumal dazu Kunst, Fleiß u. gutes Material genügend verwendet wurde, in einem günstigen Verhältnis mit dem Aufwande stehen“92. Mit dem Ende der Bauarbeiten war jedoch die Benutzbarkeit des Schlosses noch nicht gegeben. Aus einem Gesuch des Residenzschloßverwalters Suschitzky an das Obersthofmeisteramt geht hervor, daß für das Gefolge des Erzherzogs keine Einrich­tung in Ambras vorhanden war, als dieser am 28. Juli zum ersten Sommersejour in den neuen Räumen nach Ambras umzog93. Abschied von Ambras Lange konnte sich der Erzherzog seines schönen Besitzes nicht erfreuen, denn in­folge der Verfassungsreform wurde er am 11. Juli 1861 seines Amtes enthoben. Mit Carl Ludwig hatte die Epoche der tirolischen Landesfürsten, die dem Hause Habs­burg entstammten, ein Ende gefünden. angefertigt worden. Vom Beginn der Arbeiten wird es nicht stammen, da die Baumaßnahmen noch nicht feststanden und kein Gesamtplan vorlag. 91 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck vom 3. Juni 1860; vgl. Abb. 8: Die kleine Handzeichnung ohne Signatur und Datum, 73 x 112 mm, wurde 1993 im Kunsthandel (Antiquariat Marcus in Düsseldorf) angeboten. 92 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/3, Jg. 1860 vom 11. Juli 1860. Die genannten Ergänzungsblätter Lit. A-J lassen sich ab Lit. B im Planverzeichnis des KHM Ambras nachweisen: Lit. B = B 230; Lit. C = D 384; Lit. D = D 390; Lit. E = D 383; Lit. F = D 380; Lit. G = C 283; Lit. H = C 292; Lit. J = C 289. Die unter Lit. A genannte Zeichnung der Rampe entspricht dem Plan A 114. 93 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 8 l/F/4, Jg. 1860 vom 26. Juli 1860. 108

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