Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig
Gerd Braun Über die nun folgenden Baumaßnahmen sind wir im einzelnen nicht unterrichtet. Es sind jedoch erhebliche Mittel verbaut worden, denn bereits Ende Februar 1859 wurde eine zweite Rate über ebenfalls 20 000 Gulden vom Erzherzog angefordert73. Zu dieser Zeit wurde Förster auf eine zehnwöchige Italienreise gesandt, von der er erst am 11. Mai zurückkehrte74. Diese „im Interesse des Baus im k. k. Schlosse Ambras“ unternommene Reise diente „zur Beschaffung der Zeichnungen fiir die Möbel, welche im Stil des 15. und 16. Jahrhunderts gehalten werden sollen“. Förster hatte darum gebeten, „während einiger Wintermonate, wenn meine ununterbrochene Anwesenheit in Ambras nicht unbedingt erforderlich ist, in Italien hierauf bezügliche Studien“ zu machen und alte Möbel einzukaufen”. Ende März zeichnete sich durch den Krieg in Italien eine überraschende Wende in der Herstellung des Schlosses ab. Erzherzog Carl Ludwig bat den Obersthofmeister „mit Rücksicht auf die bedrohliche politische Lage und auf die allgemeine Spannung, in welche dadurch die Gemüter versetzt sind“, und mit Rücksicht auf die vom Kaiser befohlenen Einsparungen im Staatshaushalt, daß „die Ausführung der Restaurationsarbeiten dahier einstweilen auf unbestimmte Zeit vertagt werden soll- te[n]“76. Dieser Baustop bezog sich auf die Herstellung der Kaiserappartements der Innsbrucker Residenz aber von Einschränkungen in bezug auf Ambras war noch nicht die Rede, im Gegenteil gingen die Arbeiten so rasch voran, daß eine Woche nach der Rückkehr Försters aus Italien bereits eine dritte Rate von weiteren 20 000 Gulden für die Bauten in Ambras flüssig gemacht werden77. Am 21. Juni teilte der Erzherzog dem Schloßverwalter Suschitzky mit, er habe den Kaiser telegraphisch um die Ermächtigung gebeten, das Schloß Ambras teilweise mit kranken Soldaten belegen zu dürfen. Allein Innsbruck sollte 4 000 Verwundete aufnehmen. Um die Stadt zu schonen, wollte Carl Ludwig in Ambras 800 Soldaten unterbringen78 79. Im Falle, daß der Kaiser zustimme, sollte Suschitzky die Räume mit Ausnahme des zweiten Stockes bestimmen, die hierfür in Betracht kamen75. Aus dem kaiserlichen Hauptquartier in Verona kam am 25. Juni die Zustimmung80, und am Tag danach erfolgte die allerhöchste Entschließung „die Herstellungen in dem Schlosse Ambras sind zu sistieren, bis günstigere Zeitverhältnisse deren Wiederaufnahme gestatten werden“81. Carl Ludwig hatte den Architekten beauftragt, „sich auf die Ausführung jener Bauten zu beschränken, die außerhalb des Schlosses vorzunehmen sind, und daher die Realisierung der a. h. Bestimmung nicht zu hemmen. Solche sind die Ausführung der Auffahrt, der Parkabschlußmauem, sowie die vom Hofgärtner ausHHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/l, Jg. 1859 vom 24. Februar 1859. 74 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck 1861 vom 12. Mai 1859. 75 Siehe oben Anm. 62. 76 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/C/2, Jg. 1859 vom 26. März 1859. FA Wien, Finanzministerium Präs. 4221 vom 3. Juli 1859. 78 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 8 l/F/4, Jg. 1859 vom 5. Juli 1859. 79 Ebenda, Rubrik 81/F/4, Jg. 1859 vom 25. Juni 1859. 80 Ebenda, Rubrik 81/F/4, Jg. 1859, Telegramm vom 25. Juni 1859; Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck, zweites Telegramm vom 25. Juni 1859. 81 FA Wien, Finanzministerium Präs. 4221 vom 26. Juni 1859. 106