Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig
Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig Nachricht über ihren Tod im blühenden Alter von 18 Jahren68. Obwohl sich der Erzherzog nach diesem Schicksalsschlag für einige Zeit von den Staatsgeschäften zurückzog und eine längere Reise nach Rom unternahmen, gingen die Planungen für Ambras unverändert weiter. Ende September trug Liechtenstein das modifizierte Projekt dem Kaiser vor. Die Prüfungskommission hätte keine Bedenken, „vorausgesetzt, daß Eure Majestät dem genannten, mir und der Hofstaatsverwaltung gänzlich unbekannten Architekten, den in Rede stehenden Restaurationsbau überhaupt anzuvertrauen u. seine Zusicherungen als genügende Bürgschaft für die entsprechende Lösung dieser Aufgabe anzunehmen geruhen“. Für die Ausführung maßgebend sollten die vom Obersthofmeisteramt vidierten und gesiegelten Pläne sein. Am 3. Oktober kam aus Schönbrunn die Antwort des Kaisers, daß die Herstellungen in Ambras dem Architekten Heinrich Förster anzuvertrauen sind und noch im Oktober damit anzufangen sei69. Diese Entscheidung wurde unverzüglich dem Erzherzog, dem Finanzminister, dem Oberstkämmerer, der Residenzschloßverwaltung und dem Architekten mitgeteilt. Förster wurde bei dieser Gelegenheit eingeschärft, daß die Bauarbeiten zu Ambras „unter der persönlichen höchsten Einflußnahme S. k. Hoh. des durchl. Herren Erzh.- Statt. (Carl) Ludw. durch den genannten Architekten auszuführen sind, so hat sich derselbe vor allem diese a. h. Bestimmung gegenwärtig zu halten und sich im Sinne derselben zu benehmen“. Die Vorsicht des Obersthofmeisters ging soweit, den Residenzschloßverwalter Suschitzky in Innsbruck anzuweisen, er „sollte dem Architekten Förster nach Tunlichkeit dienstförderlich an die Hand gehen“, obwohl nach den allerhöchsten Bestimmungen dem Residenzschloßverwalter keinerlei Einflußnahme auf die Bau- und Einrichtungsfragen in Ambras zustand70. Mitte Oktober schloß Förster mit dem Maurermeister Jacob Norer einen Vertrag über den Tagelohn der in Ambras einzusetzenden Handwerker für die Dauer des Restaurationsbaus. Im Winter sollten 62 Arbeiter und im Sommer 74 Arbeiter eingesetzt werden71. Ohne die Bereitstellung einer ersten Baurate abzuwarten, konnte Förster dem Erzherzog bereits Mitte November einen ersten Bericht über die Bauten in Ambras liefern. Seit vier Wochen waren die Abbrucharbeiten im Gange und „die winkligen Mauern vor dem Spanischen Saal ... sind bereits gefallen, der schiefwinklige Zwischenbau zwischen dem Vorschloß und Hochschloß ist der Erde gleichgemacht. ... In den Schatzkammerlokalitäten sind wir noch mit Abreissen beschäftigt.“ Begonnen wurde mit dem Bau der Stützmauer für die neue Rampe am Hochschloß, die zum Mai 1859 fertiggestellt werden sollte72. 68 Wurzbach, Constant von: Biographisches Lexikon des Kaiserthums Österreich. 6. Teil. Wien 1860, S. 395 f. 69 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/5, Jg. 1858, ZI. 5626 vom 29. September 1858 sowie a. h. Entschließung vom 30. Oktober 1858, ebenda, ZI. 5626 vom 5. Oktober 1858. 70 Ebenda, Rubrik 81/F/5, Jg. 1858, ZI. 5626 vom 5. Oktober 1858. 71 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck vom 15. September 1858. 72 TLA Innsbruck, Kunstsache III 8/5, 1858, Statthalterei 1856-1868 vom 18. November 1858. 105