Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 45. (1997)
BRAUN, Gerd: Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig
Ambras melden konnte“. Diese aus dem „fundus instructus“ stammenden Möbel der Innsbrucker Residenz sollten den Aufenthalt des Erzherzogs Ende Mai etwas wohnlicher machen26 27. Förster hatte bereits Mitte Juni seine Voruntersuchungen beendet und dem Erzherzogstatthalter mitgeteilt, daß er die vorgesehenen Räume zur Unterbringung der Ambraser Sammlung für völlig ungeeignet halte28. Carl Ludwig beauftragte ihn daraufhin, seine ihm vorgelegten Skizzen auszuarbeiten. Von diesen Skizzen und den sechs Wochen später dem Erzherzog zugeleiteten zwölf Plänen hat sich leider nichts erhalten. In einem Begleitschreiben bezeichnete Förster das Hochschloß wenig einfühlsam als ein Konglomerat von aneinandergereihten Gebäuden aus verschiedenen Zeiten unter einem Dach. Die Zimmer seien unregelmäßig, es gebe keinen Mittelflur und wenig Bequemlichkeit zur Bewohnung des Schlosses, das bis auf einige Holzvertäfelungen keinem Baustil angehöre! Es sei in einem zerrütteten Zustand und zur Bewohnung für längere Zeit ungeeignet: Diese Obeistände ließen sich nur durch bedeutende Umgestaltung! en) beseitigen, welche jedoch kostspieliger werden dürften als ein Neubau. ... Nichts destoweniger ist das Schloß Ambras durch seine zauberisch schöne Lage und durch die historischen Erinnerungen, welche sich daran knüpfen, von solchem Interesse und kann, ohne Umbauten daran vorzunehmen, bloß durch die nöthigen Ausbesserungen und durch nützliche und verhältnismäßig wenig kostspielige Zubauten, welche die neuerliche Unterbringung der Kunstsammlung bedingt, (zu) einer architektonisch-malerischen und den Beschauer überraschenden Gebäudegruppe umgestaltet werden. Förster schlug vor, „daß das Hochschloß in seinem alten Zustand verbleiben und nur durch Um(ge)staltung der bereits bestehenden Türme in der Feme den Charakter eines mittelalterlichen Gebäudes gewinnen könnte“. Ein Anstrich des Äußeren und die Wiederherstellung der Vertäfelungen, wie sie bereits zum Teil eingebaut worden seien, wären im wesentlichen die notwendigen Verbesserungen am Hochschloß. Den Spanischen Saal wollte Förster um ein Stockwerk erhöhen und beide Ebenen für die Ambraser Sammlung nutzen. Dieses obere Stockwerk sollte baulich mit dem Hochschloß verbunden werden, um so dem Museumsbesucher einen Rundgang zu ermöglichen. Das an der Westseite des Hochschlosses gelegene Vorschloß sei in jeder Beziehung unschön und unzweckmäßig. Man sollte es niederreißen und durch eine repräsentativen Neubau ersetzen. Die Terrasse dieses Neubaus sollte mit den Räumen im zweiten Stock des Hochschlosses verbunden werden. Prof. Förster veranschlagte die Baukosten auf 250 000 Gulden, welche sich auf drei Jahre verteilen sollten29. Zwei Tage nach Erhalt des Förster’schen Projektes reiste der Erzherzog am 12. Juli 1856 nach Wien und besuchte dort das Atelier des Architekten, um mit ihm weitere Einzelheiten zu besprechen30. Schloß Ambras als Sommerresidenz des Erzherzogs Carl Ludwig 26 Akten der Residenzschloßverwaltung Innsbruck vom 31. Mai 1856, Nr. 108. 27 L i n d h e i m, Alfred von: Erzherzog Carl Ludwig. Wien 1897, S. 60 f. 28 TLA Innsbruck, Kunstsache III 8/5, 1856, Statthalterei 1856-1868 vom 26. Juni 1856. 29 HHStA Wien, OMeA, Rubrik 81/F/l, Jg. 1856 vom 10. Juli 1856. 30 Siehe oben Anm. 27. 93