Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

namens (11) und Etymologie des Siedlungsnamens (12) muß verwirren, stammt doch die überwiegende Zahl der ältesten Nennungen der Orte aus einer Zeit, da es den Begriff der Katastralgemeinde noch nicht gab - und statt Orthographie würde man besser von Ortsnamenformen sprechen. Die Ausgewogenheit der einzelnen Artikel ist nicht immer gegeben. Daß im Zuge kriegerischer Ereignisse Requirierungen vorkamen, ist wohl nichts Außer­gewöhnliches und trifft sicher nicht nur für eine Gemeinde zu (Pettendorf), ebenso wie Bestandsaufnahmen von Kartoffeln und Vieh durch den Ortslehrer. Gerade das Schlagwort Seuchen, Katastrophen, kriegerische Ereignisse gibt zu mancher Kritik Anlaß. Wäre schon grundsätzlich eine Gruppierung militärische Belange statt kriegerischer Ereignisse vorzuziehen gewesen, steht man überdies manchmal vor dem Dilemma der Zuordnung. Welchem Unterschlagwort soll man beispielsweise einen Schutzbundaufmarsch zuordnen: den Seuchen, Kata­strophen oder kriegerischen Ereignissen? Zutreffend ist wohl keines der drei, ebensowenig wie für die Errichtung eines Arbeitsdienstlagers oder die angeb­liche Flucht Benito Mussolinis vor dem Wehrdienst nach Pfaffstätten. Dem Schlagwort „Berühmte Persönlichkeiten“ wäre „Bekannte ... “ vorzuzie­hen gewesen. Auch hier ist die Zuteilung nicht immer geglückt. So wird zwar bei Pfalzau der dort wohnende Popsänger Wolfgang Ambros, dessen Namen vielleicht in zwanzig Jahren kaum jemand mehr kennt, ausgewiesen, im Artikel Persenbeug aber findet man unter den berühmten Persönlichkeiten weder Kaiser Franz II. (I.), dem Persenbeug als Sommerresidenz diente, noch den Herzog von Reichstadt oder Königin Carolina Augusta, nicht Kaiser Karl I., der dort gebo­ren wurde oder die jüngste Tochter Kaiser Franz Josephs, Marie Valerie. Die genannten Persönlichkeiten finden zwar im Schlagwort „Grundherrliche Ver­hältnisse“ Erwähnung, dort allerdings hätte der Hinweis auf den Übergang in habsburgischen Besitz genügt. Da mag es noch eher hingehen, daß man bei den berühmten Persönlichkeiten von Petronell Kaiser Marc Aurel vermißt, der im Schlagwort „Bodenfunde“ Erwähnung findet. Im Stichwort Verkehr erscheint die Aufzählung derzeit bestehender Busver­bindungen überflüssig, wer die Fahrpläne näher studiert, weiß um die laufenden Veränderungen. Interessanter wäre es gewesen, die Jahre der Einführung bzw. Auflassung bestimmter Verkehrsverbindungen anzumerken. Dies hätte Rück­schlüsse auf die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs und die verkehrswirt­schaftliche Bedeutung der einzelnen Katastralgemeinden zugelassen. Das oben Gesagte soll weniger als Kritik sondern als Anregung für ein Über­denken des Konzeptes der folgenden Lieferungen gedacht sein. Dem Nieder­österreichischen Institut für Landeskunde bzw. dessen Direktor gilt jedenfalls der Dank für die so lange erwartete Fortsetzung der Topographie von Nieder­österreich, verbunden mit dem Wunsch, daß dieser ersten Lieferung bald weitere folgen mögen. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen Erich Hillbrand, Wien 351

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