Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche
Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen liehe Rolle, die diese im politischen Leben der osmanischen Armenier gespielt hat, schweigt sich die Dokumentation weitgehend aus. Die in ihrer Fülle beeindruckende Quellenauswahl zielt darauf ab, armenische und armenophile Standpunkte zur Geltung zu bringen, ohne gleichzeitig den historischen Hintergrund der sich daran knüpfenden Kontroversen zu verdeutlichen. Daß die Absicht der Herausgeber mehr politisch ist, belegt auch das Vorwort, in dem damit aufgetrumpft wird, der Türkei, die im Umgang mit der armenischen Tragödie nichts als Staatspropaganda aufzubieten habe, könnten und wollten das armenische Volk und seine Freunde „lediglich mit nackten historischen Tatsachen, die frei von jeglicher politischer Färbung für sich selbst sprechen“ entgegentreten. Eine sachlichere Bewertung der Bemühungen heutiger türkischer Historiker und Juristen, Gegenbeweise zu solchen Positionen zu liefern, klingt bei Felix Ermacora an, ohne daß die Türkei damit von ihrer Verantwortung gegenüber den Armeniern freigesprochen wird. Der Innendeckel des Bandes enthält eine Karte, die das Ausmaß der Deportationen und Massaker des Jahres 1915 verdeutlicht. Das sorgfältig zusammengestellte Register bedarf einiger Verbesserungen, speziell hinsichtlich der Verzeichnung türkischer und arabischer Namen. Heidrun Wurm, Hamburg The Armenian Genocide. Documentation. Vol. 2, hrsg. v. Institut für Armenische Fragen e. V. München, bearb. v. Artem Ohandjanian. München [Auslieferung: Buchhandel-Service D. PrehlJ 1988. 494 S. Die von Artem Ohandjanian bearbeitete Quellensammlung enthält die amtlichen Materialien Österreich-Ungarns zur Armenischen Frage in ihren entscheidenden Jahren. Damit sind, rund 70 Jahre nach der Veröffentlichung der wichtigsten Aktenstücke des Deutschen Reiches durch Johannes Lepsius, nun auch die einschlägigen Dokumente aus den Archiven des zweiten Verbündeten der Türkei im Ersten Weltkrieg jedermann zugänglich. Erschlossen werden die Bestände des Haus-, Hof- und Staatsarchivs, Kriegsarchivs, Allgemeinen Verwaltungsarchivs sowie des Wiener Diözesanarchivs für den Zeitraum von September 1912 bis Oktober 1918. Den Kern bilden die Korrespondenzen der k. u. k. Botschaft in Konstantinopel und der konsularischen Vertretungen in Adrianopel, Rodosto, Trapezunt, Bursa, Smyrna, Aleppo, Damaskus und Beirut, die durch zahlreiche weitere Schriftstücke ergänzt werden. Die Berichte über die Deportationen, Massaker und sonstigen Akten der Verfolgung sowie das Schicksal der Überlebenden sind, insgesamt gesehen, geographisch und inhaltlich weniger umfassend als die der Lepsius’sehen Sammlung, jedoch ebenso wertvoll, zumal sie sich auch auf bei Lepsius nicht erfaßte bekannte Städte wie Adrianopel und Bursa erstrecken. Die Bedeutung einzelner Dokumente für die Erhellung zentraler Einzelfragen skizziert Ohandjanian, Verfasser einer auf diese Materialien gestützten, in457