Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche
Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen Beisitzer- und Bürgerverzeichnissen aus den Jahren 1597 bis 1634 vor, die Zuwanderer aus den drei großen landesfürstlichen Städten Linz, Steyr und Wels betreffen. Es ergibt sich - auch mit Hilfe von Materialien aus anderen bayerischen und österreichischen Archiven, darunter auch dem Haus-, Hof- und Staatsarchiv Wien - die Erstellung von 192 Kurzbiographien, die eindrucksvoll den Anteil von Angehörigen des Bürgertums - namentlich begüterten Handelsleuten und Handwerkern sowie Vertretern von Bildungsberufen an den Exulanten ausweist. Die Intensität der Emigration ist deutlich durch markante Maßnahmen im Zuge der Rekatholisierung in Oberösterreich zu periodisieren. Um ein umfassendes Bild dieser in vielfacher Weise bedeutungsvollen Vorgänge zu gewinnen, wären weitere Untersuchungen für andere Länder des habsburgischen Herrschaftsbereichs und für andere Aufnahmeorte im Reich - namentlich Nürnberg - oder in Ungarn (Preßburg) erforderlich. Den umfangreichsten Beitrag des Bandes steuert Gustav Otruba bei: „Die Erbhuldigungen der oberösterreichischen Stände 1732-1741-1743. Eine Studie zur Geschichte des Treueverhaltens von Klerus, Adel und Bürgertum gegenüber Karl VI., Karl Albert und Maria Theresia“ (S. 135-301). Unter Vorführung der entsprechenden Originalaufzeichnungen in Wiener und oberösterreichischen Archiven im Wortlaut wird die in kurzen Abständen dreimal - und damit zum letzten Mal - vollzogene, in barockem Zeremoniell bis ins Einzelne fixierte Abhaltung dieses, die Konstituierung der landesfürstlichen Herrschaft über das Land ob der Enns, repräsentiert durch die vier Kurien der Landstände, beinhaltende Ritual dargestellt. Während die späte Vornahme dieses Aktes - im Erzherzogtum Österreich unter der Enns hatte er schon 1712 stattgefunden - durch Kaiser Karl VI. sicher im Rahmen seiner Bemühungen um die Anerkennung der Pragmatischen Sanktion zu sehen ist, handelt es sich beim bayerischen Kurfürsten - nach der militärischen Besetzung des Landes - und bei Maria Theresia - nach der Wiederinbesitznahme - um ein sichtbares Zeichen der Akzeptanz ihrer jeweiligen Erbansprüche. Daß jedoch der „Erbhuldigung“ im Selbstverständnis des neuzeitlichen fürstlichen Absolutismus seit der Niederwerfung der Ständemacht der Protestanten in der Anfangsphase des Dreißigjährigen Krieges ein geänderter Stellenwert zukam im Vergleich mit dem mittelalterlichen Dualismus zwischen dem Landesherrn und den Landständen als Vertretern des Landes, wäre mehr zu beachten gewesen. Die Transskription der Originaltexte ist ebensowenig fehlerfrei - Mängel bei Auflösung von Kürzungen, keine Beisetzung von heutigen Namen bei Ortsangaben - wie einige verworrene Passagen und die im Anhang gebrachten familiengcschichtlichen Aufstellungen. Befremdlich mutet der Versuch an, die geschilderten Vorgänge durch eine Parallelsetzung mit dem Verhalten der Bevölkerung in den Tagen des „Anschlusses“ im Jahr 1938 zu aktualisieren, und so einen Beitrag zu „Vergangenheitsbewältigung“ des Jahres 1988 zu erbringen. Unter dem Titel „Die Festung Linz und Österreichs Wacht am Po“ steuern Erich und Friederike Hillbrand (S. 303-311) mit Piacanza ein weiteres Beispiel 387