Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)
STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche
Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen Trotz der Komplexität des Gegenstandes ist es dem Verfasser vortrefflich gelungen, die Darstellung verschiedener Bereiche von Wirtschaft, Gesellschaft, Verfassung und Politik in einer Weise zu verbinden, daß die Entstehung eines politischen Systems, das bis zum Ende der Monarchie die rumänischen Verhältnisse bestimmte, deutlich hervortritt. Die Studie Maiers bietet dem interessierten Leser eine Vielfalt von Informationen über die materiellen Grundlagen, die innere Organisation und die Bedingungen des Regierens in Rumänien von 1866 bis 1877, belegt die vielschichtigen Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenpolitik und stellt einen wertvollen Beitrag zur Geschichte nicht nur Rumäniens, sondern auch des südosteuropäischen Raumes in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts dar. Bernd Samobor, Wien Mayr-Harting, Anton: Der Untergang. Österreich-Ungarn 1848— 1922. Wien: Amalthea 1988. 932 S. Das opus magnum Mayr-Hartings beweist zweierlei: Zum einen, wie man auch ohne neue Quellenstudien, durch gezielte Auswertung der Memoirenliteratur und zeitgenössischer Darstellungen, eine Geschichte der Habsburgermonarchie mit Tiefgang schreiben kann, eine politische Geschichte überdies, die - was hervorgehoben werden muß - auch der chaotischen Innenpolitik der Zeit nach der Jahrhundertwende ihr Recht zuteil werden läßt. (Stiefmütterlich behandelt werden dagegen die Achtzigerjahre, die Ära Taaffe.) Zum anderen läuft man dann aber auch allzu leicht Gefahr, den gängigen Stereotypen dieses Genres anheim zu fallen: Den dilettantischen, bloß mit kleinen Mitteln arbeitenden Staatsmännern ohne Phantasie und Visionen (denn so bezeichnete jede „ehemalige“ Exzellenz unweigerlich sowohl seine Vorgänger als auch seine Nachfolger); der Vorstellung, es hätte einen Stein der Weisen gegeben, genannt die „Lösung“ des Nationalitätenproblems, wo es doch allenfalls um die Ebene der Konfliktaustragung, um die eine oder die andere Allianz gehen konnte. (Erwähnt zu werden verdient in diesem Zusammenhang die erstaunlich positive Würdigung der desaströsen Badeni’schen Sprachverordnungen, durch einen Autor, den immerhin enge verwandtschaftliche Bande mit einem sudetendeutschen tschechoslowakischen Minister der Zwischenkriegszeit verbinden.) Neues wird der Spezialist hier nicht finden; als essayistisch-pointierte Synthese eines diplomatischen Amateurs (mit gewissen, vom Ansatz vorgegebenen systematischen Schwächen) verdient das Buch jedoch als eine beachtliche Leistung angesehen zu werden. Lothar Höbelt, Wien 385