Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen Das kürzeste Referat des Buches ist der nur sechs Seiten umfassende Beitrag von Herbert Steiner „Symbole des Widerstandes“, dessen vereinfachte Quintes­senz eigentlich wäre, daß es solche praktisch nicht gegeben habe. Das ist aber nach Ansicht des Rezensenten denn doch zu wenig. Gewiß gibt es in Österreich nichts dem Lothringerkreuz vergleichbares, das von General de Gaulle als Ab­zeichen seiner nach 1940 den Kampf gegen die Achsenmächte fortsetzenden Truppen angenommen wurde und seitdem eine wichtige Rolle unter den franzö­sischen Symbolen spielt. Aber Widerstand gegen ein herrschendes Regime kann sich ja indirekt in mancherlei anonymen Symbolen zeigen und nicht nur in kon­kreten Parteiabzeichen, wie es der Autor auffaßt. Es sei hier nur an das in der Nazizeit unter der Jugend auftretende Phänomen des „Schlurf1 erinnert, der in Habitus und Kleidung das bewußte Gegenteil des damaligen offiziellen Idealbil­des des „zackigen deutschen Jungen“ war. Hier hätte sich sicher noch vieles in dieser Art herausarbeiten lassen. Anscheinend hat aber der aus ideologischen Gründen allzu enge Blickwinkel des Autors, der unter „Widerstand“ praktisch nur offiziöse Aktionen der beiden Linksparteien versteht, die ihre Drei Pfeile bzw. Hammer and Sichel vor und nach 1938 unverändert führten, zu diesem etwas mageren Resultat geführt. Gewissermaßen das exakte Gegenteil zum vorigen bildet der die Emblematik der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung behandelnde Artikel Josef Seiters „Vom Arbeiterwappen bis zur Sternenkrone Europas“. Hier werden nicht nur die offiziellen Parteiabzeichen behandelt, sondern auch viele Phänomene, in denen sich indirekt sozialistische Geisteshaltung manifestieren konnte: von den Blu­mensträußchen der Barrikadenkämpfer von 1848 bis zu den Maiaufmärschen und Sportveranstaltungen des Roten Wien der Ersten Republik. Sehr überzeu­gend wird vom Autor dargestellt wie die wechselnden Parteisymbole, von den aus der Französischen Revolution übernommenen Jakobinermützen und Frei­heitsgöttinnen über die gegen den Faschismus gerichteten Drei Pfeile bis zu dem modernen Logo des die österreichischen Farben wiederholenden S im roten Feld, die geschichtliche Entwicklung der Partei von einer reinen Industriearbeiterbe­wegung zu einer Art erweiterten Volkspartei widerspiegeln. Nicht zustimmen kann dagegen der Rezensent den etwas esoterisch klingenden Ausführungen am Ende des Referates über eine angebliche europäische „Blau-Kultur“, nach der diese Farbe das Rot allmählich verdränge. In der Heraldik, die als Beweis dafür herangezogen wird, fällt aber nur das Zurücktreten der grünen Farbe auf, Rot und Blau erscheinen dagegen auch im 19. und 20. Jahrhundert gleich häufig. Und wenn „sich die Uniformen der Parteigänger der Sozialdemokratie auch gerne der Farbe Blau bedienten“, so deshalb, weil diese Uniformen sich an die Arbeitskleidung der Industriearbeiter anlehnen, die aus rein praktischen Grün­den meist blau oder schwarz ist, aber nicht, weil sie diese Farbe gegenüber dem Rot bevorzugen. Der Aufsatz von Wolfgang Maderthaner „Victor Adler und die Politik der Symbole“ schildert sehr gut die Stimmung des in der Verehrung von Richard 379

Next

/
Thumbnails
Contents