Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Parlamentarier überhaupt wußten, wie das von ihnen beschlossene Staatswappen genau aussah. "Das Referat von Christian Böhm-Ermolli „Politische Symbole im Austrofa­schismus und Nationalsozialismus“ ist eines der originellsten des Symposions. Hier wird geschildert, wie die meisten im Ständestaat 1934 eingeführten Symbo­le (Kruckenkreuz) schwächliche Nachahmungen der entsprechenden Symbole des feindlichen Nazideutschlands waren und daher nach 1938 ohne Weiterleben in der Erinnerung der Bevölkerung sofort verschwanden. Bei der folgenden Besprechung der Symbole des Nationalsozialismus wird die persönliche Urhe­berschaft Hitlers nachgewiesen. Der Autor vertritt dabei die These, „daß Hitler immer Künstler blieb und sich als solcher durchaus noch als Führer des Dritten Reiches fühlte“. Diese eher ungewöhnliche Sichtweise des „Führers“ als eines manischen Künstlers, der mit seinem Dritten Reich ein Gesamtkunstwerk schaffen wollte, wird zwar meistens Befremden erregen, erklärt aber auch nach Ansicht des Rezensenten über die Psyche Hitlers mehr als sonst vergleichbare Deutungen. Wiederholt wird allerdings darauf hingewiesen, daß die Zuschrei­bung des Künstlerstatus natürlich nicht eine Rechtfertigung Hitlers bedeutet; sehr treffend ist auch die Bemerkung, daß das Verbieten „entarteter Kunst“ Künstlern und Kulturpolitikern auch heute bei entsprechender Machtfülle zuzu­trauen wäre, denn „Toleranz war nie ein Charakteristikum der Kunstwelt“. In souveräner Weise behandelt Christoph Allmayer-Beck „Militärische Sym­bole des alten Österreich“, wobei er die ganze Symbolwelt der k. u. k. Armee von jedem denkbaren Blickpunkt aus schildert. Zur Charakterisierung seines meisterhaften Referates sei dessen Ende zitiert: Dem Zuhörer mag aufgefallen sein, daß nur einmal von Tradition und niemals von Traditionspflege die Rede war. Der Grund ist einfach: Die militärische Symbolik des alten Österreich bedurfte dieser Stütze noch nicht, da die hinter den Symbolen stehende Wertordnung außer Diskussion stand. Das sollte sich erst ab 1918 grundlegend ändern. Deshalb unterscheidet sich auch das thematisch die Fortsetzung bildende Refe­rat von Erwin Schmidl über „Militärische Symbolik in Österreich seit 1918“ stark von dem vorhergehenden, da dem behandelten Gegenstand nicht mehr das geschlossene Weltbild der k. u. k. Armee, sondern die wechselnden und keines­wegs allgemein akzeptierten der aufeinanderfolgenden Regime zugrundeliegen. Der Autor hat sich daher mit der Behandlung der Fahnen und der Uniformen begnügen müssen und prägnant herausgearbeitet, wie in der Ersten Republik in der Anlehnung bald an die Uniformen der Deutschen Reichswehr, bald an die der kaiserlichen Armee sich das jeweils gerade vorherrschende Ideal des An­schlußgedankens oder der österreichischen Nation widerspiegelt, wie dagegen in der Zweiten Republik in den militärischen Uniformen der bald hervortretende, bald wieder etwas abklingende Einfluß des auch sonst allgemein anerkannten Vorbildes der USA erkennbar ist. Interessant sind noch die abschließenden Ausführungen über militärische Kennzeichen im Zusammenhang mit Aufgaben im Dienste der UNO. Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen 378

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