Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44. (1996)

STRIMITZER, Birgit: Der k. k. Staatsrat Friedrich Freiherr Binder von Krieglstein, Freund und Sekretarius des Staatskanzlers Kaunitz. Ein Beitrag zur Klientelpolitik der maria-theresianischen Epoche

Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 44/1996 - Rezensionen Leser in der Einleitung ausführt, gemeinsam von der Lehrkanzel für Kultur und Geistesgeschichte an der Hochschule für angewandte Kunst und dem Ludwig- Boltzmann-Institut als Versuch einer Kooperation veranstaltet worden. Als Thema, das Berührungspunkte mit den von beiden Instituten vertretenen wissen­schaftlichen und künstlerischen Disziplinen hat, boten sich die in Österreich auftretenden politischen Symbole an. Als thematisch und historisch naturgegebene Einleitung bringt Michael Göbl die Staatssymbole des Habsburgerreiches ab 1867 mit besonderer Berücksichti­gung des Staatswappens. An Hand der einschlägigen Akten des k. k. Innenmi­nisteriums wird hier die Entwicklung des österreichischen Staatswappens seit dem Ausgleich geschildert. Ausführlich werden die auch hier einander entge­gengesetzten Standpunkte der österreichischen und der ungarischen Reichshälfte und die Versuche, die durch den Dualismus auch auf heraldischem Gebiet verur­sachten Probleme zu überwinden, behandelt. Zu dieser mustergültigen, auf Grund intensiver Archivforschungen erstellten historischen Darstellung ist somit nichts weiter zu bemerken: zu diesem wohl endgültig abgeschlossenem heraldi­schen Kapitel sind keine weiteren Fragen mehr offen. Das ist nicht ganz so der Fall bei dem als Fortsetzung des eben Behandelten erschienenen Referates von Gustav Spann „Zur Geschichte von Flagge und Wappen der Republik Österreich“. In den ersten zwei Dritteln wird hier rein historisch die Entstehung der Flagge und vor allem des Staatswappens geschil­dert und hiebei der Antagonismus zwischen der nach 1918 von sozialistischer Seite forcierten Farbkombination Schwarz-Rot-Gold und dem dagegen von christlichsozialer Seite protegierten Rot-Weiß-Rot herausgearbeitet. Das letzte Drittel mit dem Untertitel „Der Streit um Hammer und Sichel im österreichischen Staatswappen“ behandelt ausführlich die Geschichte aller Ver­suche bis in die jüngste Zeit, das Staatswappen durch Weglassung dieser inzwi­schen zu kommunistischen Symbolen gewordenen Attribute zu modifizieren, wobei die Sympathie des Autors offenkundig deren Beibehaltung gehören. Nicht ganz logisch klingen seine Vorwürfe an die Adresse der solche Modifizierungen in der Zweiten Republik propagierenden Parlamentarier, daß „ ... gerade ihnen als führenden Repräsentanten des Staates die Entstehungsgeschichte des öster­reichischen Staatswappens“ [wonach 1919 bei der Einführung des Wappens Hammer und Sichel noch nicht allgemein als das kommunistische Symbol gal­ten, A. C.] - „hätte geläufig sein müssen“, denn das setzt ja wohl voraus, daß die Politiker die in der heraldisch-genealogischen Fachzeitschrift „Adler“ erschie­nenen entsprechenden Arbeiten von Franz Gail und des vorgenannten Michael Göbl gelesen hätten, was schon rein chronologisch nur bei den jüngsten Ver­suchen im Jahr 1990 möglich hätte sein können. Und bei den Politikern der Ersten Republik, in der bereits 1923 Vorbehalte gegen die „bolschewistischen Attribute“ auftraten, muß man nach dem Studium der Parlamentsprotokolle ernste Zweifel anmelden, ob 1919 abgesehen von Renner und Ramek die übrigen 377

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